Mit der Kamera von Köln nach Palästina

D A R S T E L L U N G U N D K A T A L O G Z U R F O T O - A U S S T E L L U N G M I T A U F N A H M E N V O N L E O P O L D S C H Ö N E N B E R G Mi t der Kamera von Köln nach Paläst i na MARTIN RÜTHER EINE FAMILIE – ZWEI PERSPEKTIVEN:

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a  S E I T E 2 IMPRESSUM Diese digitale Publikation ist entstanden im Rahmen des Projektes: s i chtbar machen – Kommun i kat i on im und über den Holocaust. Projektträger: Museumsdienst Köln in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert. Gestaltung, Satz: Ralf Dank Tarascon, 2022

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a  S E I T E 3 MARTIN RÜTHER EINE FAMILIE - ZWEI PERSPEKTIVEN: Mi t der Kamera von Köln nach Paläst ina DARSTELLUNG UND KATALOG ZUR FOTO-AUSSTELLUNG MIT AUFNAHMEN VON LEOPOLD SCHÖNENBERG

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a  S E I T E 4 I nhalt E i nle i tung 6 Elternhaus und K i ndhe i t 14 B i ldte i l I 20 Fami l i e 20 Wohnung 34 ausflüge 42 Letzter Ausflug : Harz 1935 48 Pold 55 statussymbol auto 56 „exper imente“ 59 Jüd i sche Jugendbewegung 64 D i e Jahre vor 1933 64 1933 : D i e Wende 66 Der „Bund deutsch- jüd i scher Jugend“ (1933/34) 70 D i e „Werkleute“ und d i e H i nwendung zum Z i on i smus 78 B i ldte i l I I 83 Bl i ck i ns Fotoalbum 84 Paläst i na 90 E i ntr i tt i n d i e neue He imat: Der Jüd i sche Nat i onalfonds 91 Z i el „Erez I srael“ : Paläst i na als E i nwanderungsland 96 Das Paläst i nab i ld i n Deutschland 99 D i e pol i t i sche Lage i n Paläst i na 102 Der „Arab i sche Aufstand“ (1936-1939) 103 Al i ja und Hachschara 106 D i e Ausb i ldungsstätten der „Hachschara“ 108 Alternat i ven : „Mi ttleren Hachschara“ und „ Jugend Al i ja“ 112 Organ i s i erte „ Jugend-Al i ja“ 116 Leopold Schönenberg 118 B i ldte i l I I I 126

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a  S E I T E 5 Absch i ed und Auswanderung 130 B i ldte i l I V 136 D i e Ludwi g T i etz- Lehrwerkstatt 142 D i e Lehrwerkstatt: Entstehung und Anspruch 144 Ankunft und neue Umgebung : Perspekt i vwechsel 148 Werkstattalltag und Landeskunde 157 Geme i nschaftsleben und Pubertät 162 Beg i nnende Umor i ent i erung 168 B i ldte i l V 172 Ludwi g T i etz Lehrwerkstatt 174 jagur 191 ausflüge 199 Leopold pr i vat 220 Besuch der Eltern i n Paläst i na 222 B i ldte i l V I 228 Leben i n Paläst i na und im K i bbuz 252 Unruh i ge Vorkr i egsze i ten 252 K i bbuz - Ja oder ne i n? 256 Im K i bbuz 263 Be i t Oren 266 B i ldte i l V I I 274 Be i t Oren 276 Mi l i tär i sche Ausb i ldung i n Be i t Oren 313 HaLevanon - Kult i v i erungsarbe i ten 322 Jugendlager i n Shave i Z i on 328 Fami l i e 337 L i teratur 344

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 6 nicht auch bereits erste Erfahrungen der zurückliegenden 4½Monate der NS-Herrschaft bei dem Jugendlichen das Bewusstsein für sein Judentum deutlich verstärkt hatten. Klar ist aber wohl, dass sich Sichtweise und Einstellung von Leopold Schönenberg auf sein Leben und zum Judentum Anlässlich seiner feierlichen Aufnahme in die Gemeinschaft der Erwachsenen hielt der 13-Jährige im Rahmen des anschließenden Familienfests seine erste offizielle Rede, in der er Eltern und Großeltern seinen Dank aussprach. „13 fröhliche Jahre“, so führte er aus, habe er bislang verlebt. „Dass diese Jahre so schön verlaufen sind, das verdanke ich der Liebe, mit der mich alle umgeben haben.“ Ganz besonders bedankte er sich bei seiner Oma Emma Kaufmann „für das, was der strenge Vater manchmal nicht leiden konnte, dass Du mich so lieb und nett verwöhnt hast“. Zugleich betonte Leopold aber auch, insbesondere in den Vorbereitungsmonaten auf seine Bar Mitzwa „viel Jüdisches“ gelernt zu haben, was aber erst „der Anfang vom jüdischen Wissen“ sei, und versprach zugleich, „noch viel dazu zu lernen, um ein guter Jude zu werden“.1 Es ist schwer zu entscheiden, ob es sich bei diesen Worten eher um übliche, dem feierlichen Anlass geschuldete Floskeln handelte, oder ob neben der inhaltlichen Vorbereitung auf den großen Tag 1 NS-DOK, N 67, Scans 2021_197: Meine Tischrede am Barmizwohtag, 10.6.33 E i nle i tung Es begann mit Leopold Schönenbergs Bar Mitzwa am 10. Juni 1933. Fotoindex 1: „6.33. - Barmizwohtisch“

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 7 und der darauf basierenden Foto-Ausstellung. Dass ein solches Vorhaben überhaupt in den Bereich des Möglichen rückte, ist ebenfalls auf die Bar Mitzwa des 13-Jährigen zurückzuführen. An jenem 10. Juni 1933 fand Leopold Schönenberg auf dem zu seinem Ehrentag in der Wohnung in angesichts der sich dramatisch verändernden politischen Rahmenbedingungen wandelten und sich - zwangsläufig - den neuen Gegebenheiten anpassten. Wie das geschah und welche Folgen das für ihn und seine Familie hatte, ist immer wieder Gegenstand der folgenden Darstellung

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 8 der Venloer Straße 23 aufgestellten Geschenktisch unter anderem nämlich auch einen Fotoapparat vor2, der ihn seitdem auf seinem, ihm völlig neue Ideen und Perspektiven eröffnenden Weg durch Jugendbewegung, Hachschara, Jugend-Alija und dann auch sein Leben in Palästina begleiten sollte. Nicht umsonst bildet die im akribisch geführten Fotoindex mit der „1“ gekennzeichnete erste eigene Aufnahme genau diesen Gabentisch ab. Das Geschenk ermöglichte es Leopold, fortan seinen weiteren Lebensweg fotografisch zu dokumentieren. Das wiederum eröffnet uns heute die Gelegenheit, sozusagen durch das Auge des jugendlichen Fotografen - mal mehr, mal weniger intensiv und hinsichtlich der fotografischen Qualität deutlich variierend - ganz eigene und individuelle Einblicke in dessen Leben zu nehmen. Als Folie, vor der das Beispiel von Leopold Schönenberg dabei ausgebreitet, entwickelt und beurteilt wird, werden die Arbeiten von Ulrike Pilarczyk herangezogen, die nahezu den Eindruck erwecken könnten, als seien sie eigens mit der Intention verfasst worden, sie als Basis für diesen Katalog herangezogen zu werden. Das gilt ganz besonders für ihre 2009 erschienene Studie „Gemeinschaft in Bildern. Jüdische Jugendbewegung und zionistische Erziehungspraxis in Deutschland und Palästina/Israel“3, in der sie zu folgenden, auch im vorliegenden Kontext zentralen Ergebnissen kommt. Der Weg, den viele Heranwachsende in den 1930er-Jahren vom jüdischen Jugendbund zum 2 Leider sind keinerlei Informationen zum Fabrikat oder zu weiteren Details bekannt. So muss auch im Dunkeln bleiben, wer Leopold mit welchen Motiven dieses Geschenk übereignete. 3 Vgl. Pilarczyk, Gemeinschaft. Vgl. auch die 2020 von ihr und weiteren Forschenden herausgegebene Aufsatzsammlung „Hachschara und Jugend-Alija. Wege jüdischer Jugend nach Palästina 1918-1941“. Fotoindex 194: „9.35. - Robert“ Leopold Schönenberg fotografierte hier seinen ebenfalls fotografierenden Vetter Robert aus Hildesheim.

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 9 fußt: „Im Bildlichen manifestieren sich Vorstellungen und Ideen von Gemeinschaft und Erziehung.“4 Ulrike Pilarczyk gliedert ihre Untersuchung in drei Abschnitte, deren erster sich auf Bildanalysen der deutschen Jugendbewegung der Weimarer Zeit konzentriert und daher hier weitgehend unberücksichtigt bleiben kann.5 Umso wichtiger sind die beiden folgenden Teile ihrer Studie. Im zweiten geht es mit Fokus auf Deutschland um die Jahre 1933 bis 1938, wobei neben den jüdischen Jugendbünden insbesondere der Hachschara als „zentraler Institution zur effektiven geistig-körperlichen und ideologischen Vorbereitung auf ein Leben in der Kibbuz-Gemeinschaft“ und der bildlichen Darstellung von deren Lagerleben besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Daraus resultiert ein durchaus ambivalentes Bild: „Die erzieherischen Maßnahmen wurden bis 1938 durch mediale Bildentwürfe in der jüdischen Presse, Publizistik und im zionistischen Film begleitet, die körperliche Arbeit heroisierten und den ‚neuen‘ Juden (weniger die ‚neue‘ Jüdin) in raum-zeitlich entrückten Inszenierungen modellierten. Die privaten Fotografien der Jugendlichen zeigen das unmittelbare Lebensumfeld und den Alltag in der Gruppe. Sie vermitteln den offensichtlichen Wunsch nach Normalität.“ Ein solch eher widersprüchliches Setting macht Pilarczyk auch in vielen der von ihr herangezogenen autobiografischen zeitgenössischen Texte aus: „Einerseits boten die Zugehörigkeit zu einem Jugendbund und mehr noch zu einem Hach4 Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 7. Hierzu trug sie mit ihrem Team mehr als 18.000 analoge und digitale Reproduktionen von Fotografien aus Privatbesitz, Kibbuz- und staatlichen Archiven zusammen. 5 Das Folgende nach Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 8f. Kibbuz genommen hätten, sei „weder geradlinig noch zwangsläufig“ verlaufen. Vielmehr sei das Phänomen, dass jüdische Jugendgruppen insbesondere nach 1933 in kollektive Siedlungen in Palästina gezogen seien, „Ergebnis eines vielschichtigen und widerspruchsvollen Transformationsprozesses“ gewesen, der seinerseits „durch innerjüdische, politische und soziale Entwicklungen vor und nach dem Ersten Weltkrieg angestoßen“ worden sei. Nachdem der Glaube an den „Jugendbund als Faktor gesellschaftlicher Erneuerung“ während der Weimarer Republik von der gesamten deutschen Jugendbewegung geteilt worden sei, habe sich durch die aggressiv antisemitische NS-Politik ab 1933 insbesondere eine eindeutig zionistische Richtung herausgebildet, bei der die „Erziehung zu jüdischer Gemeinschaft“ das „zentrale Element des Wandels“ dargestellt habe. Im Laufe dieses Prozesses seien „bündisch inspirierte Erziehungsvorstellungen und -formen zunehmend von zionistischen Organisationen in Dienst genommen“ worden, um so „möglichst viele jüdische Jugendliche auf ein kollektives, sozialistisches Leben in Kibbuzzim in Palästina vorzubereiten“. Das habe letztlich vielen von ihnen das Leben gerettet. Das daraus zugleich resultierende „Fortleben jugendbewegter Erziehungsvorstellungen“ lässt sich nach den Erkenntnissen von Ulrike Pilarczyk „bis in die Gestaltung der pädagogischen Praxen und Räume der nächsten, im Kibbuz geborenen Generation hinein beobachten“. Diese Kontinuitäten möchte sie mit all ihnen innewohnenden Brüchen „in unterschiedlichen Perspektiven“ darstellen, wobei sie auf Quellen zurückgreift, „die in diesem Umfang für die Rekonstruktion historischer Erziehungsverhältnisse so noch keine Verwendung fanden - nämlich Bilder“, wobei diese Entscheidung auf einer Grundannahme

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 1 0 und deren Arrangements in Foto-Alben.6 All diesen Aspekten gilt es am Beispiel von Leopold Schönenberg nach- und auf den Grund zu gehen. Einiges, so ist bereits eingangs zu konstatieren, wird dabei jedoch offenbleiben müssen, da eine zentrale schriftliche Quelle fehlt, die das Verständnis für die Entstehungsgeschichte und die Inhalte der von ihm angefertigten Fotografien sicherlich erheblich erleichtert hätte: Die Briefe, die er aus der Hachschara in Rüdnitz und dann insbesondere aus Palästina nach Köln schrieb, sind leider nicht erhalten.7 Immerhin lässt sich in Teilen die - ihrem Sohn häufig wohl eher konträre - Sichtweise rekonstruieren, die Erna und Max Schönenberg in den Briefen zum Ausdruck brachten, die sie an ihren Sohn richteten. Aus ihnen lassen sich deren häufigen und mit großer Intensität unternommenen Versuche ablesen, aus großer räumlicher Entfernung und als stetig wachsend empfundener Distanz Einfluss auf dessen Einstellungen und Verhaltensweisen zu nehmen, die sich indirekt ebenfalls in 6 Sie weist sehr zu Recht darauf hin, dass die Legitimation der Bildforschung eng mit der Beantwortung der Frage verwoben sei, „ob ein Wissen aus den Bildquellen zu gewinnen ist, das jenes übersteigt oder wesentlich ergänzt, das wir auf parallelen Wegen - etwa durch Analyse und Interpretation textförmiger Quellen - gewinnen“. (Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 10) Das aber, so gilt es zu ergänzen, hängt ganz wesentlich davon ab, ob und in welcher Form solche Textquellen überhaupt überliefert sind. Auch auf diesen Aspekt wird mit Blick auf Leopold Schönenberg noch mehrfach einzugehen sein. 7 Auf die Seltenheit solcher Zeugnisse weist auch Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 201 hin. Sie seien auf der Flucht verloren gegangen oder mit dem Hab und Gut der Deportierten vernichtet worden. „Umso wertvoller sind die Briefe des 15-jährigen Ernst Loewy aus dem Kibbuz Kirjat Anavim an seine Eltern in Krefeld von 1936 bis 1938, die eine Rekonstruktion der subjektiven Perspektive eines Teilnehmers der deutschen Jugend-Alija ermöglichen.“ Dieser Schriftwechsel wird derzeit in einer Kooperation zwischen dem Deutschen Exilarchiv in der Deutschen Nationalbibliothek und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln in vollständiger Form auf der Webplattform „Editionen zur Geschichte“ aufbereitet, um sie anschließend der Forschung zur freien Verfügung zu stellen. Vgl. dazu https://quellen.verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=62823. Bislang standen - und auch das lediglich in Auszügen - nur die Briefe von Ernst Loewy an dessen Eltern, nicht jedoch deren Antworten und jene eines Onkels öffentlich zur Verfügung. Künftig wird das nun für das gesamte überlieferte Briefkonvolut gelten. schara-Lager Schutz vor dem allgegenwärtigen Antisemitismus, Orientierung in einer unübersichtlich gewordenen Lebenssituation und reale Lebensperspektiven. Andererseits erzeugten die zionistische Ausrichtung der Bünde und die tendenziell eher rigide Hachschara-Erziehung einen Druck zur ideologischen Anpassung und Einordnung in ein stark reglementiertes Gemeinschaftsleben.“ Im dritten Abschnitt ihrer Studie widmet sich die Autorin dann noch den „Entwicklungen der Gemeinschaftsidee in Palästina“, die für die jungen Ankömmlinge aus Deutschland eine „völlig neue, existenzielle Erfahrung“ darstellten. In den in dieser Phase entstandenen „Bildern vom Anfang“ hätten sie sich selbst als Chaluzim, also als „Erbauer“ einer jüdischen sozialistischen Gemeinschaft, stilisiert und im Rahmen einer so entwickelten „zionistischen Aufbaufotografie“ Eingang in die nationale Bildsprache gefunden. Diese Form des Ausdrucks sei deshalb besonders wirkungsvoll gewesen, weil sie den ihrer Herkunft entwurzelten , allein auf sich gestellten und zumeist noch nicht des Hebräischen mächtigen Jugendlichen eine klare und visuell vergleichsweise einfach vermittelbare Identität angeboten habe. Bei all dem, darauf weist Ulrike Pilarczyk sehr zu Recht hin, sei der Druck auf die Jugendlichen zur Anpassung an das Kibbuz-Leben und die Kibbuz-Gemeinschaft enorm gewesen. So habe man von ihnen in aller Regel nicht weniger gefordert als eine sehr schnelle und „vollständige Loslösung von den eigenen kulturellen Wurzeln“. Für die zahllosen, aus ihrer spezifischen Lage erwachsenden Versuche, dem ihnen als alternativlos vorgestellten Lebensmodell zu entsprechen und es zu verinnerlichen, um sich dann anschließend selbst „in der neuen zionistischen Bildsprache zu entwerfen“, findet Pilarczyk zahlreiche Beispiele in den von ihr zusammengetragenen Fotografien

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 1 1 2.) bereits 1999/2000 wurden dem NS-Dokumentationszentrum zahlreiche Fotos und Dokumente überlassen, die Einblicke in die Familiengeschichte ermöglichen, aber nicht zu jenen Aufnahmen zählen, die Leopold Schönenberg ab Juni 1933 anfertigte, und 3.) der umfangreiche Briefwechsel, den Erna und Max Schönenberg und - weniger intensiv - deren Mutter bzw. Schwiegermutter Emma Kaufmann seit 1937 mit Leopold Schönenberg in Palästina und ab Anfang 1939 zudem mit dem nach Shanghai emigrierten Julius Kaufmann unterhielten.10 Auf diesen Unterlagen wird in dieser Publikation all das beruhen, was in Wort und Bild mit Familie Schönenberg zu tun hat, während die für ein über den familiären Kontext hinausgehenden und für tieferes Verstehen notwendigen Hintergrundinformationen in gebotener Kürze der jeweils einschlägigen Forschungsliteratur entnommen werden.11 Auf diese Weise sollen, nur als (oft häufig schon recht „angegriffene“) Negative überliefert, sondern auch in Form von Abzügen in der Größe von Kontaktabzügen. Diese kleinformatigen Abzüge sind von Leopold Schönenberg thematisch vorsortiert, eng und ohne Bildunterschriften in zwei Fotoalben arrangiert wurden, die für Außenstehende ohne nähere Erläuterungen und Hinweise auf die beiden Indices kaum verständlich sind. Beide sind künftig einsehbar unter https://quellen.verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=63388. 10 Hier hat sich, wie in den meisten solcher innerjüdischen Korrespondenzen, nur jener Teil erhalten, der aus Deutschland an die emigrierten Familienangehörigen gerichtet war, während die jeweiligen Antworten mit der Deportation und Ermordung der Zurückgebliebenen verloren ging. 11 Das geschieht in der für diese Untersuchung als geboten erscheinender Kürze, die angesichts der umfangreichen einschlägigen Vorarbeiten von Ulrike Pilarczyk vertretbar schien, auf die daher nochmals ausdrücklich verwiesen sei. Auch die umfangreiche Spezialliteratur zur Fotografie und deren Geschichte wird hier nicht näherherangezogen und diskutiert. Das gilt auch für die hier nicht geführte Diskussion einiger Grundannahmen, die allerdings stets „mitgedacht“ werden, wie etwa jene, dass Bilder und Texte nicht nur Informationen transportieren, „die sich nur mit Mühe in den jeweils anderen Modus übertragen lassen“, wobei Abbildungen stets auch „mit Übergängen, Schwebendem und Atmosphärischem“ operieren, „für die es in einer sprachbasierten Logik kein Äquivalent gibt“. Damit werden Fotos nicht nur auf eine Funktion als „bildliche Belege“ reduziert, sondern ihre Wirksamkeit so verstanden, dass sie als eigenständige Größe „neben dem Text einen eigenständigen Zugang zu einer vergangenen Bildwelt: zu den Imaginationen von Gemeinschaft“ eröffnen können. (Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 11) Teilen rekonstruieren lassen. Die Standpunkte der Eltern, so viel sei vorweggenommen, widersprachen oft und sehr deutlich jenen, die die Verantwortlichen in Hachschara, Jugend-Alija oder Kibbuzim vertraten. Im Zentrum von (virtueller) Ausstellung und Katalog steht hingegen der um weitere Materialien ergänzte Fotonachlass von Leopold Schönenberg, den seine Familie in Israel - allen voran Tochter Nurit Hagafny und deren in der Schweiz lebender Neffe Ohad Barel - dem NS-Dokumentationszentrum in großzügiger Weise zur Verfügung stellten. Einen herzlichen Dank dafür. Diese um Dokumente und Erinnerungen angereicherte Fotosammlung bildet eine ideale Ergänzung zu dem umfangreichen Bestand von Briefen, Fotos und weiteren Materialien, die Reuwen Schönenberg8 dem NS-Dokumentationszentrum im Rahmen von zwei Besuchen in Köln bereits in den Jahren 1999 und 2000 überlassen hatte. Die so zusammengetragene Gesamtsammlung zur Familie Schönenberg stellt sozusagen das familienbezogene Pendant zu jenen umfangreichen Materialien dar, auf dem die Untersuchungen von Ulrike Pilarczyk und deren Team fußen. Im Einzelnen sind das: 1.) der besagte Fotonachlass von Leopold Schönenberg. Er besteh aus insgesamt 780 Negativen, die zwischen Juni 1933 und dem Jahresende 1949 entstanden sind. Jede dieser Aufnahmen wurde in einem „Index“ erfasst, der neben dem Monat und dem Jahr der Aufnahme eine (sehr) kurze Bildbeschreibung enthält9, 8 In Palästina änderte Leopold Schönenberg seinen Vornamen in Reuwen. Auf die hiermit zusammenhängenden Diskussionen wird noch intensiver zurückzukommen sein. 9 Der bis zur Bild-Nummer 537 reichende 1. Teil dieses Index wurde maschinenschriftlich in deutscher Sprache verfasst und reicht bis zum September 1939 - also dem Kriegsbeginn. Ab 1940 sind die Fotos dann in einem separaten handschriftlich geführten Heft in Iwrith erfasst. Über die Gründe des Wechsels wird ebenfalls an anderer Stelle ausführlicher zurückzukommen sein. Die meisten Abbildungen des Fotonachlasses sind nicht

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 1 2 lierten deutschen Juden beibehielt und sich nur sehr schwer mit zionistischem Gedankengut anfreunden konnte, eignete sich Sohn Leopold das ihm in neuen Lebensumfeldern nahegebrachte Gedankengut zumindest teil- und zeitweise an. Das eröffnete ihm für einige Bereiche seines Lebens in Palästina neue Perspektiven, die er, solange er mit seinen Eltern korrespondieren konnte, mit diesen - teilweise wohl recht heftig - diskutierte. Diese jeweiligen Perspektiven und deren Diskussion sind Gegenstand der folgenden Untersuchung. Dabei wird in unterschiedlichsten Kontexten immer wieder danach gefragt, wie sie sich entwickelten und wie sie sowohl verbal als auch visuell zum Ausdruck gebracht wurden. Im Mittelpunkt standen dabei damals wie heute jene Themen, die um die Auswanderung kreisten, um die Vorbereitung darauf ebenso wie um die Umsetzung in die anschließende Integration in Palästina. kreisten. Mit seinen Fotos zeigte Leopold Schönenberg seinen Eltern, wo und wie er lebte, um anschließend mit ihnen über sein neues Umfeld, dessen Anforderungen und Erwartungen sowie seine jeweiligen Standpunkte zu den neuen Herausforderungen zu korrespondieren. Auch wenn seine eigenen Briefe leider nicht erhalten blieben, hat es den Anschein, dass die Diskutanten keine einheitliche Linie mehr fanden. Nach der vierwöchigen gemeinsamen Reise durch Palästina reisten Erna und Max Schönenberg nach Europa zurück, ohne mit ihrem Sohn eine gemeinsame Linie in zentralen Fragen zur Emigration und zum Zionismus gefunden zu haben. Man verstand sich zwar weiterhin offenbar sehr gut, doch hatten beide „Parteien“ nun zwei deutlich unterschiedliche Perspektiven eingenommen und lebten in entsprechend verschiedenen Welten. Das alles wird hier mit deutlichem Fokus auf die Schönenbergs und auf der Grundlage der von ihnen „produzierten“ und hinterlassenen Materialien ausgebreitet und analysiert. Hinsichtjeweils in einen Text- und einen die Ausstellung wiedergebenden - in Teilen auch über diese hinausgehenden - Bildteil aufgeteilt und mit zeitlichem Schwerpunkt auf den 15 Jahren zwischen 1933 und 1948, die einzelnen Etappen im Leben von Leopold Schönenberg untersucht und dargestellt werden.12 In den jeweiligen Bildteilen werden dabei ausschließlich Fotos präsentiert, zu denen im Nachlass von Reuwen Schönenberg auch die Negative vorliegen, sie also nicht von professionellen Fotografen sondern definitiv mit seinem Fotoapparat belichtet wurden. Die weitaus meisten dieser Aufnahmen wurden damals von ihm selbst angefertigt, andere, insbesondere natürlich jene, auf denen er selbst abgebildet ist, von anderen Familienmitgliedern - vor allem wohl von Max Schönenberg. Das gilt selbstverständlich auch für die Fotos an Bord der „Sphinx“ während der Palästinareise von Erna und Max Schönenberg im Juni 1938. Diese Reise symbolisiert gepaart mit jener, die Leopold im Februar 1937 ebenfalls von Köln nach Palästina geführte hatte, in gewisser Weise das, was der Titel der hiermit vorgelegten Untersuchung und der dazugehörigen Ausstellung zum Ausdruck bringen soll: Die durch die Auswanderung des Sohnes getrennte Familie entwickelte seit Februar 1937 geradezu zwangsläufig unterschiedliche Perspektiven auf zahlreiche Bereiche ihres jeweiligen Lebens, die durch den Besuch der Eltern in Palästina dann nicht wieder zusammengeführt, sondern zumindest in Teilen eher vertieft wurden. Während insbesondere Vater Max Schönenberg seine über Jahrzehnte geprägten Sichtweisen des weitgehend assimi12 Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 201, betont, dass die in privaten Alben überlieferten Fotos von jugendlichen Neuanfängen in Palästina „derart disparat“ seien, „dass sie sich ohne Kenntnis der konkreten Lebensgeschichten vorerst bildanalytischer Auswertung sperren“ und kein „kollektives Selbstbild der deutschen Alija nach 1933“ rekonstruieren ließen.“ Zu verschieden waren die Ausgangsbedingungen und die Wege in die Kibbuzim, die soziale Herkunft, der weltanschauliche Hintergrund.“ Das trifft trotz allem Wissen über seinen persönlichen Lebensweg natürlich auch auf das Beispiel Leopold Schönenbergs zu.

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 1 3 lich der Familiengeschichte und insbesondere mit Blick auf das Leben der Eltern in Köln sowie deren Deportation und Ermordung liegen aus verschiedenen Projekten bereits umfangreiche weitere Materialien vor.13 Die Vorstellung und Diskussion der spezifisch fotografischen Aspekte erfolgt hier aufgrund der umfangreichen einschlägigen Vorarbeiten von Ulrike Pilarczyk in vertretbar erscheinender Kürze. Auch auf die umfangreiche Spezialliteratur zur Fotografie und deren Geschichte wird hier daher nicht näher eingegangen. Das gilt insbesondere für einige Grundannahmen, die hier nicht ausführlich vorgestellt, allerdings stets „mitgedacht“ werden. Hierzu zählt etwa jene, dass Bilder und Texte keinesfalls lediglich Informationen transportieren, „die sich nur mit Mühe in den jeweils anderen Modus übertragen lassen“, wobei Abbildungen stets auch „mit Übergängen, Schwebendem und Atmosphärischem“ operieren, „für die es in einer sprachbasierten Logik kein Äquivalent gibt“. Damit werden Fotos nicht nur - wie früher üblich - auf eine Funktion als „bildliche Belege“ reduziert, sondern ihre Wirksamkeit so verstanden, dass sie als eigenständige Größe „neben dem Text einen eigenständigen Zugang zu einer vergangenen Bildwelt: zu den Imaginationen von Gemeinschaft“ eröffnen können.14 13 Hingewiesen sei an dieser Stelle ausdrücklich an die in einer Kooperation zwischen der Bundeszentrale für politische Bildung und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln in der „Zeitbilder“-Reihe entstandene Publikation „‚Und wie werden alle in alle Winde verstreut‘ - Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung am Beispiel Köln“ und die dazugehörige umfangreiche Website „Jüdisches Leben 1933-1945“. Das Buch ist im Druck und wird nach seiner Fertigstellung auch als digitales Flipbook unter https:// juedischesleben1933-1945.de/book/ verfügbar sein. Die Website ist ab Ende 2022 unter https://juedischesleben1933-1945.de einsehbar. Familie Schönenberg steht auch im Mittelpunkt des von der Stiftung EVZ geförderten Web-Projekts „Sichtbar machen! - Kommunikation im und über den Holocaust“, in dessen Rahmen auch diese Studie entstanden ist. Sowohl die Inszenierung der Familiengeschichte Schönenberg als auch ihr umfangreicher „Begleiter“ bieten folglich umfassende Zusatzinformationen zu zahlreichen Aspekten. Sie sind sämtlich zugänglich über https://sichtbar-machen.online. 14 Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 11

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E lt e rnhau s und K i ndh e i t, S E I T E 1 4 Er wuchs dort in einer Arztfamilie auf.15 Wohnung und Praxisräume lagen zunächst in der Bismarckstraße 38. Die Schönenbergs waren eine gut bürgerliche und angesehene Familie jüdischen Glaubens, die sich bis 1933 weitgehend assimiliert und in die „gute Gesellschaft“ integriert hatte. Ihr Leben verlief bis dahin trotz aller politischen und wirtschaftlichen Probleme der Weimarer Jahre in geordneten und erfolgreichen, eine gesicherte Zukunft versprechenden Bahnen. Am 6. Dezember 1885 als Sohn einer Kaufmannsfamilie in Hamm geboren, hatte Max Schönenberg bis 1912 Medizin studiert, um anschließend ab 1914 als Oberarzt am Ersten Weltkrieg teilzunehmen, wofür er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Während des Krieges hatte er am 18. April 1915 die aus angesehener Kölner Familie stammende, sieben Jahre jüngere Erna Kaufmann geheiratet. Daher ließ er sich nach dem Kriegsende als Allgemeinmediziner mit eigener Praxis am Rhein nieder. In der Rückschau wusste Reuwen Schönenberg 15 Vgl. hierzu auch die um Auszüge aus einem Audiointerview aus dem Jahr 2000 ergänzte Lebensgeschichte von Reuwen Schönenberg unter https://quellen. verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=37838. Sämtliche Sämtliche hier verwendeten Materialien finden sich im NS-DOK, Bestand N 67. Elternhaus und K i ndhe i Reuwen Schönenberg wurde am 15. März 1920 als Leopold Herbert Schönenberg in Köln geboren. Leopold Schönenberg, 3.11.1920. Das Gedicht lautet: „Leopoldchen heiße ich, Spatz, Bündelchen, Bübchen - was weiß ich, Ich kenne keine Sorgen, Hab Feiertag jeden Morgen. Von meinem Glück geb ich Euch etwas mit: Ihr seht mich lachen - und Ihr lächelt mit.“ nur Gutes über seinen Vater zu berichten. Ein menschenfreundlicher, weltgewandter und belesener Mann sei er gewesen, berichtete er während eines Köln-Besuchs im Jahr 2000, zudem „das reinste Lexikon“. „Man konnte ihn fragen,

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E lt e rnhau s und K i ndh e i t, S E I T E 1 5 deren Organisation verantwortlich. „Sie hat die ganze Buchhaltung für ihn gemacht.“ Außerdem machte sie sehr früh den Führerschein; nicht zuletzt auch, um ihren Mann bei Patientenbesuchen zu chauffieren. In ihrer Freizeit spielte die sehr begabte Pianistin mit Begeisterung Klavier und traf sie sich regelmäßig mit ihren „Kränzchenschwestern“ zum Bridgespielen. Sie sei, so Reuwen Schönenberg, ihm stets „eine liebevolle und gute Mutter“ gewesen. Allerdings blieb er Einzelkind, denn die Geburt verlief mit erheblichen Komplikationen und unter massivem Einsatz einer Geburtszange, was nachhaltige Folgen zeitigte. „Danach konnte sie keine Kinder mehr bekommen.“ Gesellschaftlich verkehrte das Ehepaar Schönenberg in „akademischen, meist jüdischen Kreisen“. was man wollte. Er wusste immer eine Antwort“. Der ehemalige Feldarzt war Mitglied im „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ (RjF) und engagierte sich - so die Erinnerung seines Sohnes - in der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei, der späteren Deutschen Staatspartei. „Er war ein überzeugter Deutscher in jeder Beziehung“. Leopolds Mutter Erna, 1892 in Köln geboren, war eine moderne, selbstbewusste Frau. Sie hatte in Köln-Lindenthal ein Lyceum besucht und sympathisierte - im deutlichen Gegensatz zu ihrem Ehemann Max, aber wie ihr Bruder Julius Kaufmann - „von der Pike an“ mit der zionistischen Bewegung. „Sie hielt Vorträge in Frauenvereinen, und mein Onkel war ein wunderbarer Diskussionsredner.“ Ohne eigenen Beruf unterstützte sie ihren Ehemann in der Praxis und zeichnete für t V.l.n.r.: Max, Erna und Leopold Schönenberg

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E lt e rnhau s und K i ndh e i t, S E I T E 1 6 Aber es ist derselbe Gott. Er wird nur anders genannt.“ Ihren Sohn, der im Familien- und Freundeskreis zumeist „Pold“ genannt wurde, erzogen Erna und Max Schönenberg durchaus streng, aber liebevoll. „Alle haben darauf geachtet, dass ich rechtzeitig nach Hause komme, wo ich hingehe und dass der schwarze Rand unter meinen Fingernägeln wieder weiß wurde.“ Da er ein schlechter Esser gewesen sei, so erinnerte er sich zeitlebens, hätte seine Mutter am liebsten eine Schallplatte mit dem Text „Pold, iss! Pold, iss!“ in Endlosschleife abgespielt. Auf Wunsch der Mutter erhielt er auch Klavierunterricht, brachte es in Zwei Jahren aber nicht über „Hänschen klein“ hinaus. „Pold hat vor einigen Wochen das Klavierspiel aufgegeben“, notierte Max Schönenberg am 5. September 1932 in sein Tagebuch. „Sohn seines Vaters. Erfährt seit einiger Zeit Rad.“ Empfänglicher war er dagegen für die Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung, die die Familie - vor allem nach dem Erwerb des Autos - an Wochenenden regelmäßig unternahm. Dann war auch der ansonsten eher strenge Vater nach Erinnerung von Reuwen Schönenberg immer deutlich entspannter und Die Arztpraxis entwickelte sich nach überstandener Inflation gut, so dass die Familie 1927 aus den Wohn- und Praxisräumen in der Bismarckstraße in eine deutlich geräumigere Wohnung in der gegenüberliegenden Venloer Straße 23 umziehen konnte. Dort ging es weiter aufwärts: 1929 wurden die Schönenbergs - wie Vater Max im Tagebuch festhielt, vorrangig aus Gründen des sozialen „Renommees“ - stolze Besitzer eines eigenen Autos. Gesellschaftlich integriert und wirtschaftlich auf gutemWeg, spielte die Religion im Leben der weitgehend assimilierten Schönenbergs hingegen eine eher unterordnete Rolle. Während Oma Emma und Onkel Julius Kaufmann in der Synagoge Roonstraße über feste Plätze verfügten, besuchten Leopold und seine Eltern den Gottesdienst nur an den hohen jüdischen Feiertagen. Die Eltern, so resümierte er rückblickend, seien nicht sehr religiös gewesen. Dennoch ließen sie den Sohn beschneiden, schickten ihn vier Jahre auf die jüdische Volksschule und feierten 1933 auch seine Bar-Mizwa. Ansonsten habe sein Vater aber stets betont: „Ich habe ein viel größeres Weltbild von allem. Jede Religion hat ihren Gott. Max Schönenberg mit Leopold, um 1922. Julius Kaufmann mit Neffe Leopold, um 1921 Familie Schönenberg mit dem neu erworbenen Auto

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E lt e rnhau s und K i ndh e i t, S E I T E 1 7 Nachdem er vier Jahre die jüdische Volksschule in der Lützowstraße besucht hatte, wechselte Leopold 1930 auf die Oberrealschule am Hansaring. Die Atmosphäre an der Schule, so erinnerte er sich später, sei gut gewesen. In seiner Klasse gab es sieben jüdische Schüler, während die Mehrzahl seiner Klassenkameraden katholisch war. Probleme habe es deswegen aber keineswegs gegeben. „Christliche und jüdische Schüler spielte mit ihm. „Ich durfte als kleiner Junge sogar im Königsforst Autofahren und chauffieren.“ Das bestätigt auch ein Tagebucheintrag des Vaters vom Herbst 1932, in dem Max Schönenberg seinen Sohn als „frischen, gesunden Jungen“ beschrieb, der „in seinem Wesen sehr lieb“ und „geistig lebhaft“ sei. „Hat technisches Verständnis. Auf stillen Straßen fährt er allein Auto; setzt zurück wie ein Großer.“ (Adler Favorit), 1929 Leopold Schönenberg, Februar 1925 Leopold mit unbekannter Begleitung vor dem Haus Bismarckstraße38, um 1925/26 Leopold in Springiersbach, Juni 1930

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E lt e rnhau s und K i ndh e i t, S E I T E 1 8 Dennoch blieben Leopold und seine jüdischen Mitschüler von antisemitischen Anfeindungen zunächst noch weitgehend unbehelligt, was auch Vater Max in seinem Tagebuch bestätigte. „Pold“ habe auf der Schule „nicht wesentlich zu leiden“, notierte er dort noch imMai 1935. Die Lehrer des Hansa-Gymnasiums verhielten sich ihm gegenüber „durchweg“, die Mitschüler „fast alle sehr ordentlich“, was „für mein Empfinden geradezu einem Wunder bei der offiziell beliebten Verhetzung“ gleichkam. Allerdings schlichen sich aber doch immer mehr Provokationen ins alltägliche Leben ein, bis sich ab Mitte 1935 immer unangenehmere Erfahrungen häuften, Hiervon war nun auch Leopold deutlich stärker betroffen. Wenn der auch versuchte, derartigen Provokationen aus dem Weg zu gehen, erwies sich auch seine Geduld bald als endlich. Als ein jüngerer Schüler eines Tages nicht mehr aufhörte, ihn auf dem Pausenhof zu bedrängen und „Jüd, Jüd“ hinter ihm herzurufen, riss ihm nach eigenem Bekunden schließlich der Geduldsfaden. „Das war mir zu viel. Er oder ich.“ Er habe dem Kontrahenten kurzerhand „links und rechts eine Ohrfeige verpasst, so dass er drei Meter weit geflogen“ sei. Seine Klassenkameraden hätten hierzu Beifall lebten in einem guten Verhältnis zusammen.“ Der Heranwachsende hatte, darauf deutete zu Beginn der 1930er-Jahre jedenfalls alles hin, eine erfolgversprechende Zukunft vor sich. Das änderte sich zu Beginn des Jahres 1933 dann jedoch schnell und nachhaltig. Insbesondere in der Schule wandelte sich die Atmosphäre nach der NS-Machtübernahme deutlich. „Sie wurde nicht schlecht, aber schlechter.“ Die ersten Lehrer kamen nun mit dem Parteiabzeichen der NSDAP in den Unterricht und bekannten sich damit offen zum neuen Regime und dessen rassistischer Ideologie. An ihrem Verhalten gegenüber den jüdischen Schülern, so betonte Reuwen Schönenberg noch Jahrzehnte später, habe sich zumindest an seiner Schule zunächst jedoch nur wenig verändert. „Das war das gleiche wie gegenüber den anderen Schülern. Sie haben keine Unterschiede gemacht, und wir haben unter ihrer politischen Einstellung nicht gelitten.“ Er ist und bleibt ein guter Schüler und hat in der Klasse sowohl jüdische als auch nichtjüdische Freunde. Allerdings trugen, obwohl das offiziell verboten war, einige seiner Mitschüler nun auch in der Schule die Uniform des Deutschen Jungvolks. Leopold, um 1932 Die Sexta der Oberrealschule am Hansaring, 1930. Rechts vorn: Leopold.

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E lt e rnhau s und K i ndh e i t, S E I T E 1 9 Wunsch, dass sein Sohn die Schule verlassen sollte, um sich im Zuge einer beruflichen „Umschichtung“ auf eine nunmehr gänzlich anders geartete Zukunft vorzubereiten. „Er sagte: Ich sehe für dich keine Existenzmöglichkeit, kein Weiterkommen. Du musst raus.“ Bestärkt wurde er in diesem Entschluss sicherlich durch Erfahrungen des Sommers 1935. Als sein bis dahin als erfolgreicher Kaufmann in Hildesheim wohnender und arbeitender Bruder Paul sich zur Emigration nach Palästina durchgerungen hatte, beschloss Max Schönenberg gemeinsam mit Ehefrau Erna und Sohn Leopold zu einem Abschiedsbesuch nach Hildesheim zu fahren, um anschließend den Sommerurlaub in Bad Harzburg zu verbringen. Die dort hautnah erlebten - wohl eher durchlittenen - massiven antisemitischen Angriffe16 dürften - natürlich neben dem Mitte September durch die Verabschiedung der „Nürnberger Gesetze“ ausgelösten Schockmoment - ihren Teil dazu beigetragen haben, den bereits ins Auge gefassten Beschluss schnellstmöglich zu realisieren. „Raus aus Deutschland“ lautete nun für viele die aktuelle Parole. Ende 1935 verließ daher auch Leopold ohne Abschluss das Hansa-Gymnasium. „Pold, der sich bis zum Schluß auf der Schule wohlfühlte, ist am 30. 0kt. abgegangen“, lautet am 20. November 1935 der Tagebucheintrag des Vaters. „Abgangszeugnis sehr schön. 10 mal gut, 3 mal genügend. Dennoch wird er einen praktischen Beruf ergreifen. Seit 15. November ist er Schlosserlehrling. Quod di bene vertant.17 Und die nähere Zukunft von Leopold war zu diesem Zeitpunkt längst festgelegt: „Hoffentlich können wir solange uns halten, bis Pold in Palästina ist.“ 16 Vgl. dazu ausführlich den entsprechenden Beitrag im „Begleiter“ unter https://sichtbar-machen.online/ begleiter/A1S3/. 17 Übersetzung: „Das mögen die Götter zum Guten wenden!“ geklatscht und ihn gelobt. „Bravo, Schönenberg. Gut gemacht.“ Nicht nur in der Schule wandelte sich das Bild nach 1933 kontinuierlich. Auch die Stimmung in der Nachbarschaft auf der Venloer Straße entwickelte sich stetig zum Schlechteren. Ein Nachbar beispielsweise, der Familie bis dahin durchaus freundlich zugetan, trug plötzlich eine SS-Uniform und wechselte mit den Schönenbergs kein einziges Wort mehr. „Plötzlich sah man die braune Flut.“ Entsprechend verdunkelte sich die Zukunftsperspektive, und Max und Erna Schönenberg beobachteten die politische Entwicklung in Deutschland nun immer stärker mit einer Mischung aus Angst und Fassungslosigkeit. Ihr ganzes Leben hatten sie sich ausdrücklich als Deutsche jüdischen Glaubens verstanden und sich im Land ihrer Geburt entsprechend sicher gefühlt. Noch im März 1935 wurde Max Schönenberg „im Namen des Führers und Reichskanzlers“ das „Ehrenkreuzes für Frontkämpfer“ des Ersten Weltkriegs verliehen worden. Doch immer deutlicher erkannten sie, in welcher Gefahr die jüdische Bevölkerung in Deutschland schwebte. „Das war ein großer Umschwung, und man musste sich in kurzer Zeit zu diesem Gedanken durchringen“, erinnerte sich auch Reuwen Schönenberg später an den an Fahrt aufnehmenden Prozess der notwendig werdenden Umorientierung. Jeden Tag sei in seinem Elternhaus nun über die jeweils jüngsten der immer neuen antisemitischen Beschlüsse der Regierung diskutiert worden: „Der Ausschluss der Juden aus der Universität, die Begrenzung der Ärzte, die Begrenzung der Rechtsanwälte.“ Während seine Mutter Erna jedoch zunächst noch gehofft habe, „dass Hitler nicht standhält und man in Deutschland irgendwann wieder zur Vernunft kommt“, sei sein Vater sehr viel weitsichtiger gewesen. - „Wenn auch nicht für sich selber.“ Ein Resultat dieser Umorientierung war dann der wohl von Max Schönenberg ausgehende

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 0 B i ldte i l I Nachdem Leopold Schönenberg seit seiner Bar Mitzwa im Juni 1933 stolzer Besitzer eines Fotoapparates geworden war, begann er - wie ungezählte andere Jugendliche in ähnlicher Situation - das ihm neue Medium und dessen Ausdrucksmöglichkeiten zu erkunden. Nachdem aus den Jahren zuvor nur wenige Fotografien aus der Familie erhalten sind, beglückte der 13-Jährige sein näheres Umfeld nunmehr mit einer wahren Flut immer neuer Aufnahmen, wobei er zugleich auch andere dazu animierte, ihn selbst - und das vermutlich nach seinen Vorstellungen - auf Film zu bannen. Ein Teil dieser Bilderflut wird hier wiedergegeben - aufgeteilt in sechs nicht immer trennscharfe Themenkomplexe und Unterthemen und darin stets (und in dieser Reihenfolge) der Nummerierung, den Datumsangaben und den Kurzbeschreibungen im Fotoindex folgend. 52 - 11.33 - Eltern, Leisers, Oma Emma, Onkel Julius und Pold

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 1 Fami l i e 53 - 11.33 - Eltern, Oma Emma, Onkel Julius und Pold 54 - 11.33 - Eltern, Oma Emma, Onkel Julius und Pold

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 2 61 - 3.34 - Eltern und Pold 62 - 3.34 - Oma Emma, Mutter und Pold

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 3 108 - 7.34 - Eltern, Leisers, Oma Emma, Onkel Julius und Tante Heddy Schweizer 109 - 7.34 - Neugartens, Oma Emma und Onkel Julius

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 4 110 - 7.34 - Eltern und Heddy Schweizer. Im Hintergrund Ruine Heisterbach

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 5 125 - 8.34 - Kränzchen in der „Waldschenke“

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 6 158 - 8.35 - Eltern und Pold

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 7 169 - 8.35 - 4 Frauen Schönenberg

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 8 192 - 9.35 - Robert, Gerda, Hannelore und Pold

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 2 9 57 - 11.33 - Vater 218 - 12.35 - Vater (50. Geburtstag) 71 - 4.34 - Mutter 67 - 3.34 - Oma Emma

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 0 105 - 7.34 - Oma Emma 107 - 7.34 - Oma Emma 70 - 3.34 - Onkel Julius 90 - 5.34 - Onkel Julius

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 1 233 - 6.36 - Eltern und Pold 234 - 6.36 - Eltern und Pold 71 - 4.34 - Mutter 235 - 6.36 -Eltern 236 - 6.36 -Eltern, Oma und Pold 237 - 6.36 - El n, Oma und Pold

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 2 250 - 9.36 - Vater auf der Fläche vor dem jüdischen Asyl

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 3 249 - 9.36 - Pold auf der Fläche vor dem jüdischen Asyl

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 4 Wohnung 88 - 5.34 - Vaters Sprechzimmer in der Venloer Str. 23 198 - 11.35 - Esszimmer

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 5 199 - 11.35 - Esszimmercredenz 200 - 11.35 - Esszimmerkamin

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 6 201 - 11.35 - Durchblick vom Wohn- zum Esszimmer 202 - 11.35 - Wohnzimmerkamin

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 7 203 - 11.35 - Sprechzimmerschreibtisch 204 - 11.35 - Sprechzimmerbücherschrank

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 8 205 - 11.35 - Schlafzimmerwaschtisch

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 3 9 212 - 11.35 - Verändertes Schlafzimmer

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 0 206 - 11.35 - Schlafzimmerschrank 214 - 11.35 - Küche 207 - 11.35 - Badezimmer 215 - 11.35 - Erker im Sprechzimmer

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 1 213 - 11.35 - Truhe 216 - 11.35 - Polds Schlafzimmer

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 2 35 - 8.33 - Siebengebirge 68 - 4.34 - Drachenfels vom Rhein aus gesehen 63 - 4.34 - Siebengebirge mit Lastkähnen auf d 69 - 4.34 - Petersberg vom Rhein aus gesehen ausflüge

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 3 dem Rhein (Ostern) 64 - 4.34 - Drachenfeld 94 - 5.34 - Blick vom Rhein auf die Hohenzollernbrücke

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 4 96 - 5.34 - Dampfer der Köln-Düsseldorfer

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 5 97 - 5.34 - Blick vom Rolandsbogen rheinaufwärts

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 6 74 - 4.34 - Eifellandschaft 44 - 9.33 - Eltern, Ernst und Pold 76 - 4.34 - Schloss Bürresheim bei Mayen 98 - 5.34 - Eltern und Gerda vor dem Rolandsb

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 7 47 - 9.33 - Eltern und Tante Grete Sänger bogen. Im Hintergrund der Drachenfels.

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 8 Letzter Ausflug : Harz 1935 159 - 8.35 - Externsteine 179 - 8.35 - Drahtseilbahn mit Blick auf Bad Harzburg 174 - 8.35 - Rathaus in Wernigerode 180 - 8.35 - Drahtseilbahn mit Blick auf Bad Harzburg

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 4 9 178 - 8.35 - Eltern vor den Radaufall

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 0 164 - 8.35 - Schild „Westernkotten“ mit Eltern 177 - 8.35 - Eltern an der Kaiserpfalz in Goslar

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 1 183 - 8.35 - Okertal 184 - 9.35 - Pold beim Brombeerenpflücken 182 - 8.35 - Eltern

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 2 185 - 8.35 - Eltern auf dem „Molkenhaus“ (Harzburg)

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 3 178 - 9.35 - Schild „Juden nicht erwünscht!“ Bad Harzburg

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 4 15 - 7.33 - Pold 16 - 7.33 - Pold 111 - 7.34 - Pold 91 - 5.34 - Pold Pold

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 5 93 - 5.34 - Gerda und Pold 112 - 7.34 - Ernst und Pold 135 - 5.35 - Pold 219 - 12.35 - Pold

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 6 statussymbol auto 4 - 6.33 - Auto (Adler) 10 - 7.33 - Auto (Adler)

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 7 38 - 9.33 - Auto (Ford) 115 - 7.34 - Auto (Ford) 220 - 12.35 - Vater im Auto

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 8 167 - 8.35 - Mutter am Steuer. (Von hinten gesehen).

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 5 9 „exper imente“ 5 - 6.33 - Garten bei Maas

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 6 0 11 - 7.33 - Erdbeerbeet bei Maas 95 - 5.34 - Tiger 65 - 2.34 - Schneebedeckte Tanne im Stadtgart 117 - 8.34 - Gänse

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 6 1 ten 83 - 4.34 - Truthahn 175 - 8.35 - Die Hühner der „Villa Frohsinn“

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 6 2 129 - 8.34 - Heidekraut 131 - 4.25 - Obstbaumblüte 139 - 4.35 - Obstbaumblüte 230 - 6.36 - Enten 2 1

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B i l d t e i l I , S E I T E 6 3 229 - 6.36 - Ente 130 - 8.34 - Dombeleuchtung 140 - 6.35 - Dombeleuchtung 160 - 8.35 - Dombeleuchtung

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a J üd i s ch e J u g e ndb ewe g ung , S E I T E 6 4 D i e Jahre vor 1933 Dabei war die Wahl des „richtigen“ Bundes angesichts der Breite des Angebots in Verbindung mit den besonderen Zeitumständen wohl alles andere als leicht. Die jüdische Jugendbewegung in Deutschland war von jeher sehr vielfältig und wies in ihren drei Hauptrichtungen zahlreiche weitere, mal große, mal nur schwer zu erkennende Unterschiede auf. Die rein religiösen Organisationen unterschieden sich im Grad ihrer Orthodoxie und der jeweiligen Auslegung des jüdischen Glaubens. Die deutsch-jüdischen Verbände schwankten zwischen eher jüdisch-liberal bis zu deutsch-nationaler oder patriotischer Prägung, während die zionistischen Gruppen ihre Heimat nicht mehr in Deutschland, sondern in Palästina sahen und daher als ihr Hauptziel die Auswanderung definierten. Sie selbst unterschieden sich aber auch wiederum in sozialistisch oder gar kommunistisch orientierte, stark religiös ausgerichtete oder auch revisionistische Bünde, die aber sämtlich die Schaffung eines „Obwohl Pold schon fast ein halbes Jahr nicht mehr dabei ist, hatte man ihn doch dazu aufgefordert, und er hat einen vergnügten Abend mit seinen alten Kameraden verbracht. Dass ich dies für wert erachte, im Tagebuch vermerkt zu werden, zeigt, wie sich die Zeiten geändert haben. Vielleicht zeigt es aber auch, dass trotz des gegen die uns Wohl gesinnten wütenden Trommelfeuers noch nicht alle Menschen von den Vorurteilen gegen uns erfaßt sind.18 Als Max Schönenberg diesen Eintrag am 28. März 1936 in seinem Tagebuch niederlegte, hatte sich im Leben seines Sohnes bereits vieles verändert, weshalb er wohl nur noch selten an seine Schulzeit zurückdachte. Einen gravierenden Wechsel in der Gestaltung seines Alltags dürfte dabei sicherlich sein auf etwa 1934 zu datierender Eintritt in jüdische Jugendbewegung in Köln ausgelöst haben. 18 Tagebuch Max Schönenberg, Eintrag vom 28.3.1936 (https://quellen.verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=56238) Jüd i sche Jugendbewegun „Gestern Abend hatte Polds Klasse VersetzungsCommers.“ Ausflug einer Gruppe des Bar Kochba, Köln, 1929

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