M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a Pa l ä s t i na , S E I T E 1 0 5 das arabische Palästina dann tatsächlich - und lediglich vorläufig - „befriedet“.102 - Hierüber und die Phase danach an anderer Stelle mehr. Der Aufstand traf besonders auch ländliche Gebiete und damit auch die Kibbuzim, deren Wehrhaftigkeit noch stark unterentwickelt war. Die meisten dieser jüdischen Wohnplätze hatten arabische Siedlungen in der Nachbarschaft, so dass sich deren Bewohner entsprechend intensiv mit dem Aufstand und dessen Folgen auseinandersetzen mussten. Die Meinungslage war dabei allerdings nicht einheitlich, denn man lebte keineswegs ausschließlich in Feindschaft, sondern es gab auch zahlreiche Freundschaften und Geschäftsbeziehungen zwischen jüdischen und arabischen Bevölkerungsteilen. Auch die Kibbuzverbände bewegten sich in dieser Frage nicht auf einer gemeinsamen Linie. So glaubte etwa Kibbuz Artzi, dass beide Ethnien parallel existieren könnten, während Kibbuz HaMeuchad den bewaffneten Konflikt als unumgänglich ansah. Im Rahmen von Chever Hakvutzot wiederum waren die Meinungen eher gemischt und heterogen.103 Insgesamt half der arabische Aufstand aber eher den Zionisten, die dadurch in die Lage versetzt wurden, auch offiziell Waffen besitzen zu dürfen. Die späteren israelischen Streitkräfte hatten hier ihren eigentlichen ihren Ursprung.104 102 Vgl. Krämer, Palästina, S. 316 und Segev, Palästina, S. 398f. Die meisten dieser Anschläge waren Hinterhalte auf Straßen oder Überfälle auf einsame Siedlungen. Der Konflikt zwischen den beiden Völkern entwickelte sich somit zu einer Gefahr für die Sicherheit eines jedes Einzelnen - und zwar „an jedem Tag der Woche und zu jeder Stunde des Tages“. 103 Vgl. Erdinger, Geschichte, S. 40f. Zu diesen einzelnen Vereinigungen einführend https://de.wikibrief. org/wiki/Kibbutz_Movement (25.5.2022). 104 Vgl. Steiniger, Nahostkonflikt, S. 19 Die arabische Seite lehnte den Peel-Teilungsplan umgehend ab, denn der wollte ihr zwar rund 80 Prozent des Gesamtgebietes zuschlagen, doch handelte es sich dabei vorwiegend um unwirtliches und entsprechend unwirtschaftliches Land. Die jüdische Bevölkerung sollte sich hingegen in einem kleinen, von Obergaliläa bis südlich von Tel Aviv erstreckenden jüdischen Staat niederlassen, der jedoch den fruchtbarsten Teil Palästinas umfasst hätte. Dieser wenig ausgewogene Plan hätte zudem zur Folge gehabt, dass rund 250.000 Araber ihren angestammten Wohnsitz Galiläa hätten verlassen müssen.101 Da erwartungsgemäß keine Einigung erzielt werden konnte, dauerten die zunehmend gewalttätigeren Konflikte weiter an. Erst ab Frühjahr 1939 kehrte nach mehr als 10.000 Anschlägen mit mindestens 2.000 Toten - davon mindestens die Hälfte Araber, etwa 400 Juden und ungefähr 150 Briten - wieder weitgehend Ruhe im Land ein. Aber erst mit Beginn des Zweiten Weltkriegs war 101 Vgl. Steiniger, Nahostkonflikt, S. 21 und Erdinger, Geschichte, S. 40f. Aufruf des Keren Hajessod und der Zionistischen Vereinigung für Deutschland in der „Jüdischen Rundschau“ vom 26. Mai 1936
RkJQdWJsaXNoZXIy MTI5NTQ=