Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a A l i j a und Hachs chara , S E I T E 1 0 6 vorrangig aus Russland und Polen, während die „dritte Alija“ (1919-1923) dann vor allem im Zeichen der „Balfour-Deklaration“ vom November 1917 stand und weitere 35.000 Einwanderer - die weitaus meisten erneut aus den beiden genannten Ländern - nach Palästina brachte. Aufgrund der Entstehung und des Wachstums der zionistischen Jugendbewegung befanden sich seitdem auch sehr viele junge Jüdinnen und Juden unter den Migranten. 1922 lebten etwa 85.000 von ihnen vor allem in Jerusalem, Tel Aviv, Tiberias, Haifa und Hebron sowie in 60 landwirtschaftlichen Siedlungen im ländlichen Palästina. Die „vierte Alija“ (1924-1927) unterschied sich von den vorhergehenden in der sozialen Struktur und der Zahl der Neuankömmlinge. Von Mitte 1924 an kamen rund 67.000 Einwanderer - etwa die Hälfte von ihnen aus Polen. Nach dem Höhepunkt im Jahr 1935 flachte die Einwanderung aufgrund einer Wirtschaftskrise im Land jedoch ab, und viele Neuankömmlinge wanderten wieder ab, was zur Folge hatte, dass 1926 und 1927 die ersten Jahre seit 1880 waren, die eine negative Einwanderungsbilanz aufwiesen.107 Das änderte sich im Rahmen der „fünften Alija“ (19301939) wieder grundlegend, da insbesondere nach der NS-Machtübernahme in Deutschland Palästina ab 1933 eine regelrechte Einwanderungswelle erreichte. Allein von 1933 bis 1936 kamen 164.000 Jüdinnen und Juden legal ins Land; rund 25 Prozent von ihnen aus dem deutschsprachigen Raum.108 Damit stellten die Deutschen die 107 Zur 4. und 5. Alija vgl. auch Edlinger, Geschichte, S. 38f. 108 War der Anteil der deutschstämmigen jüdischen Bevölkerung bis 1933 noch verschwindend gering geweAlija heißt „Aufstieg“ und bezeichnete ursprünglich die anlässlich der Hohen Festtage durchzuführenden Pilgerfahrten zum Jerusalemer Tempel. Seit dem babylonischen Exil der Jahre 586 bis 539 v. Chr. steht der Begriff für die Rückkehr des exilierten Teils des jüdischen Volkes in sein Heimatland „Erez Israel“. Die Neuankömmlinge werden im Hebräischen als „Olim“ bezeichnet. „Hachschara“ bedeutet übersetzt „Fähig machen“ und steht im deutschen Sprachraum seit etwa 1917/18 für die systematische Vorbereitung auf die „Alija“, also die Besiedlung Palästinas.105 Trotz ihrer historischen Bedeutung, so stellte Ulrike Pilarczyk noch im Jahr 2020 fest, seien „beide Institutionen auch einem interessierten, in jüdisch-deutscher Geschichte vorgebildeten Publikum kaum bekannt“. So fehle für diese wichtige jüdische Rettungsinstitution bis heute eine vollständige Übersicht über jene Hachschara-Einrichtungen, die es damals in den Städten und ländlichen Regionen im Reichsgebiet, aber auch im benachbarten Ausland und in Palästina selbst gegeben habe. Noch weitaus weniger sei über deren Entstehung, die Dauer ihrer Existenz sowie ihre Arbeit bekannt. Für die Neuzeit werden fünf verschiedene Phasen der „Alija“ unterschieden106, deren erste die Jahre von 1882 bis 1903 umfasste und in deren Rahmen rund 30.000 Jüdinnen und Juden vornehmlich aus Osteuropa nach Palästina einwanderten. Während der „zweiten Alija“ (1904-1914) kamen 35.000 bis 40.000 Menschen wiederum 105 Vgl. u.a. Pilarczyk, Hachschara, S. 11. Dort, S. 12 auch zum Folgenden. 106 Vgl. einführend https://de.wikipedia.org/wiki/ Alija (26.5.2022). Al i ja und Hachschara Die Begriffe „Alija“ und „Hachschara“ sind hebräischen Ursprungs.

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