M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a A l i j a und Hachs chara , S E I T E 1 0 7 auch in ihrer neuen „Heimstatt“ berufliche Zukunftsperspektiven bieten sollte. Dieser Ansatz gewann nach der NS-Machtübernahme naturgemäß geradezu blitzartig an Bedeutung und führte zu einer deutlich höheren Frequentierung der Hachschara-Einrichtungen, die im Rahmen der jüdischen Selbsthilfe nun schnell zu einem umfassenden Ausbildungs-, Erziehungs- und Auswanderungssystem entwickelt wurden. Ab 1935 trat unter dem massiven Druck der Verhältnisse im NS-Deutschland noch die sogenannte „Mittleren Hachschara“ hinzu, um so den unter 18-jährigen Jugendlichen ebenfalls eine Perspektive bieten zu können.110 chschara“ von Beginn an aber weit mehr als die Konzentration auf eine rein berufliche Vorbereitung für ein Leben in Palästina. Vielmehr verwies 110 Auch hier hatte der „Umschichtungsgedanke“ hohe Priorität. Als sich die „Jüdische Rundschau“ im März 1935 unter Schlagzeile „Schulentlassung - und dann?“ mit den Perspektiven jüdischer Jugendlicher auseinandersetzte, hieß es unter dem Stichwort „Berufsumschichtung“ u.a.: „Etwas stärker als im vorigen Jahr wendet sich die Jugend wieder kaufmännischen Berufen zu, doch ist hier eine gewisse Vorsicht zu empfehlen, weil gerade hier für später die Gefahr der Arbeitslosigkeit besonders groß ist und diese Menschen dann wiederum neue Anwärter einer Berufsumschichtung sind.“ (Jüdische Rundschau, 15.3.1935, S. 3.) erste größere Einwanderungsgruppe aus West- und Mitteleuropa, die völlig anders strukturiert und sozialisiert war als alle Alijot zuvor.109 Während „Alija“ eher als abstrakter Begriff für das Vorhaben steht, nach „Erez Israel“ auszuwandern, verbirgt sich hinter der „Hachschara“ eine deutlich praxisorientiertere Absicht. Zumeist wird seit Ende des Ersten Weltkriegs unter dem Begriff eine aufgrund der knappen verfügbaren Zeit eher rudimentäre landwirtschaftliche oder handwerkliche Berufsausbildung verstanden, die Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren in die Lage versetzen sollte, nach ihrer Auswanderung nach Palästina aufgrund der in Selbstorganisation erlangten praktischen Kenntnisse tatsächlich Fuß zu fassen. Bei der „Hachschara“ handelte es sich somit um ein durch und durch zionistisches Projekt, das die Idee der „Berufsumschichtung“ verfolgte und emigrierten Jüdinnen und Juden sen, war er bis 1935 bereits auf 30.000 der insgesamt 350.000 Menschen im Jischuw angewachsen. Diese Einwanderer brachten mehr Vermögen mit als ihre Vorgänger. (Vgl. Edlinger, Geschichte, S. 38f.) 109 Vgl. zu Zahlen und Motiven bereits das Kapitel über „Palästina als Einwanderungsland“. Seiten aus dem „Jüdischen Nachrichtenblatt“ vom 17. Februar und 31. März 1939
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