Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E i n l e i t ung , S E I T E 1 1 2.) bereits 1999/2000 wurden dem NS-Dokumentationszentrum zahlreiche Fotos und Dokumente überlassen, die Einblicke in die Familiengeschichte ermöglichen, aber nicht zu jenen Aufnahmen zählen, die Leopold Schönenberg ab Juni 1933 anfertigte, und 3.) der umfangreiche Briefwechsel, den Erna und Max Schönenberg und - weniger intensiv - deren Mutter bzw. Schwiegermutter Emma Kaufmann seit 1937 mit Leopold Schönenberg in Palästina und ab Anfang 1939 zudem mit dem nach Shanghai emigrierten Julius Kaufmann unterhielten.10 Auf diesen Unterlagen wird in dieser Publikation all das beruhen, was in Wort und Bild mit Familie Schönenberg zu tun hat, während die für ein über den familiären Kontext hinausgehenden und für tieferes Verstehen notwendigen Hintergrundinformationen in gebotener Kürze der jeweils einschlägigen Forschungsliteratur entnommen werden.11 Auf diese Weise sollen, nur als (oft häufig schon recht „angegriffene“) Negative überliefert, sondern auch in Form von Abzügen in der Größe von Kontaktabzügen. Diese kleinformatigen Abzüge sind von Leopold Schönenberg thematisch vorsortiert, eng und ohne Bildunterschriften in zwei Fotoalben arrangiert wurden, die für Außenstehende ohne nähere Erläuterungen und Hinweise auf die beiden Indices kaum verständlich sind. Beide sind künftig einsehbar unter https://quellen.verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=63388. 10 Hier hat sich, wie in den meisten solcher innerjüdischen Korrespondenzen, nur jener Teil erhalten, der aus Deutschland an die emigrierten Familienangehörigen gerichtet war, während die jeweiligen Antworten mit der Deportation und Ermordung der Zurückgebliebenen verloren ging. 11 Das geschieht in der für diese Untersuchung als geboten erscheinender Kürze, die angesichts der umfangreichen einschlägigen Vorarbeiten von Ulrike Pilarczyk vertretbar schien, auf die daher nochmals ausdrücklich verwiesen sei. Auch die umfangreiche Spezialliteratur zur Fotografie und deren Geschichte wird hier nicht näherherangezogen und diskutiert. Das gilt auch für die hier nicht geführte Diskussion einiger Grundannahmen, die allerdings stets „mitgedacht“ werden, wie etwa jene, dass Bilder und Texte nicht nur Informationen transportieren, „die sich nur mit Mühe in den jeweils anderen Modus übertragen lassen“, wobei Abbildungen stets auch „mit Übergängen, Schwebendem und Atmosphärischem“ operieren, „für die es in einer sprachbasierten Logik kein Äquivalent gibt“. Damit werden Fotos nicht nur auf eine Funktion als „bildliche Belege“ reduziert, sondern ihre Wirksamkeit so verstanden, dass sie als eigenständige Größe „neben dem Text einen eigenständigen Zugang zu einer vergangenen Bildwelt: zu den Imaginationen von Gemeinschaft“ eröffnen können. (Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 11) Teilen rekonstruieren lassen. Die Standpunkte der Eltern, so viel sei vorweggenommen, widersprachen oft und sehr deutlich jenen, die die Verantwortlichen in Hachschara, Jugend-Alija oder Kibbuzim vertraten. Im Zentrum von (virtueller) Ausstellung und Katalog steht hingegen der um weitere Materialien ergänzte Fotonachlass von Leopold Schönenberg, den seine Familie in Israel - allen voran Tochter Nurit Hagafny und deren in der Schweiz lebender Neffe Ohad Barel - dem NS-Dokumentationszentrum in großzügiger Weise zur Verfügung stellten. Einen herzlichen Dank dafür. Diese um Dokumente und Erinnerungen angereicherte Fotosammlung bildet eine ideale Ergänzung zu dem umfangreichen Bestand von Briefen, Fotos und weiteren Materialien, die Reuwen Schönenberg8 dem NS-Dokumentationszentrum im Rahmen von zwei Besuchen in Köln bereits in den Jahren 1999 und 2000 überlassen hatte. Die so zusammengetragene Gesamtsammlung zur Familie Schönenberg stellt sozusagen das familienbezogene Pendant zu jenen umfangreichen Materialien dar, auf dem die Untersuchungen von Ulrike Pilarczyk und deren Team fußen. Im Einzelnen sind das: 1.) der besagte Fotonachlass von Leopold Schönenberg. Er besteh aus insgesamt 780 Negativen, die zwischen Juni 1933 und dem Jahresende 1949 entstanden sind. Jede dieser Aufnahmen wurde in einem „Index“ erfasst, der neben dem Monat und dem Jahr der Aufnahme eine (sehr) kurze Bildbeschreibung enthält9, 8 In Palästina änderte Leopold Schönenberg seinen Vornamen in Reuwen. Auf die hiermit zusammenhängenden Diskussionen wird noch intensiver zurückzukommen sein. 9 Der bis zur Bild-Nummer 537 reichende 1. Teil dieses Index wurde maschinenschriftlich in deutscher Sprache verfasst und reicht bis zum September 1939 - also dem Kriegsbeginn. Ab 1940 sind die Fotos dann in einem separaten handschriftlich geführten Heft in Iwrith erfasst. Über die Gründe des Wechsels wird ebenfalls an anderer Stelle ausführlicher zurückzukommen sein. Die meisten Abbildungen des Fotonachlasses sind nicht

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