Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a A l i j a und Hachs chara , S E I T E 1 1 2 Alternat i ven : „Mi ttleren Hachschara“ und „ Jugend Al i ja“ Aufgrund der sich für die jüdische Bevölkerung schnell zuspitzenden Lage im NS-Deutschland zeigte sich bald, dass die bis dahin geschaffenen Rahmenbedingungen von Alija und Hachschara nicht mehr den tatsächlichen Erfordernissen genügten und entsprechend angepasst bzw. ergänzt werden mussten.125 Diese Notwendigkeit bestand insbesondere mit Blick auf die jüdischen Jugendlichen unter 18 Jahren, die bis dahin von der Hachschara nicht erfasst worden waren, zugleich aber erleben mussten, dass sowohl ihre schulischen als auch ihre beruflichen 125 Einleitend sei zu diesem Kapitel darauf hingewiesen, das „Mittleren-Hachschara“ und „Jugend-Alija“ und damit der gesamte Komplex von beruflicher „Umschichtung“ und der Auswanderung jüdischer Jugendlicher „ein vielschichtiges, oftmals parallel laufendes und immer wieder den aktuellen Bedürfnissen angepasstes Unternehmen“ darstellten, „das sich in Bezug auf die genaue Zuordnung von Verantwortlichkeiten ohne eine umfassende Einzeluntersuchung nur begrenzt nach vollziehen lässt“. (Döpp, Jugendbewegung, S. 167). Auch die folgende Darstellung wird daher nicht völlig ohne Überschneidungen und in einigen Punkten scheinbar fehlende Trennschärfe auskommen. Auch die damalige - wohl von Pragmatismus geleitete - Praxis ist wenig angetan, zu mehr Klarheit beizutragen. Standen den Einrichtungen der Jugend-Alija etwa gerade keine Einwanderungszertifikate zur Verfügung, wurden Jugend-Alija-Gruppen zur weiteren Ausbildung in die Mittleren-Hachschara übergeleitet. Umgekehrt wurden aber Gruppen der Jugend-Alija permanent aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern der MiHa rekrutiert. (Vgl. hierzu Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 109). gen Menschen Platz boten. 122 Mitte 1941 erfolgte dann schließlich das offizielle Verbot jeglicher Berufsausbildung für jüdische Jugendliche. Die letzten noch existierenden Auswanderungslehrgüter wurden ab Herbst 1941 auf Druck von Polizei und Gestapo zu Zwangsarbeitslager für Jüdinnen und Juden umfunktioniert. Zahlreiche der Umschulungsgüter der Hachschara lagen in Brandenburg. Eins von ihnen war der „Hof Wecker“, seinerseits Teil des an der Bahnlinie Berlin-Eberswalde gelegenen Guts Rüdnitz. 123 Diese Hachschara Ausbildungsstätte beherbergte in den Jahren 1934/35 bis zu 60 junge Menschen beiderlei Geschlechts und wurde bald darauf - vermutlich im März 1935 - zum ersten speziellen Vorbereitungszentrum für die Jugend-Alija.124 - Hierauf wird - vor allem mit Blick auf Leopold Schönenberg - zurückzukommen sein. 122 Vgl. Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 165. 123 Vgl. https://www.moz.de/lokales/eberswalde/ hachschara-flucht-nach-palaestina-nach-der-ausbildung-in-eberswalde-50383347.html (27.5.2022). Danach auch das Folgende. 124 In dieser Funktion folgten auf Rüdnitz u.a. noch Ahrensdorf bei Trebbin, Schiebinchen, Polenzwerder bei Eberswalde, Gut Winkel bei Fürstenwalde, Rissen bei Hamburg, Jägerlust bei Flensburg und Gehringshof bei Fulda. Auch in Berlin und Köln gab es entsprechende Einrichtungen. Die Datumsangabe nach https:// www.moz.de/schicksale-in-schlimmer-zeit-49836704. html (27.5.2022). Bildserie: Hachschara auf Gut Jägerslust bei Flensburg, Sommer 1935-Frühjahr 1936

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