Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a A l i j a und Hachs chara , S E I T E 1 1 3 Heranwachsenden konzentrierende neue Ausbildungs- und Vorbereitungsangebote ins Leben zu rufen und kontinuierlich auszubauen.126 Dabei stellte die 1935 vollzogene Erweiterung des Hachschara-Werkes um die so genannte „Mittleren-Hachschara“ eine wichtige Ergänzung dar. Die MiHa, wie sie allgemein genannt wurde, war insbesondere eine Reaktion auf die wachsende Zahl jüdischer Schulabgänger im Alter von 14 bis 17 Jahren. Zunächst sah die neue Einrichtung - wie auch die reguläre Hachschara - eine zweijährige landwirtschaftliche, gärtnerische bzw. hauswirtschaftliche Ausbildung von Angehörigen dieser Altersgruppe vor, die aus Alters- oder anderen Gründen zunächst noch in Deutschland bleiben mussten oder wollten und daher (noch) nicht an der - im Weiteren noch intensiver zu behandelnden - „Jugend-Alija“ teilnehmen konnten. Für eine handwerkliche Grundausbildung mit anschließender Spezialisierung waren gar drei Jahre vorgesehen. Die jeweiligen Verpflegungs- und Unterbringungskosten sowie etwaiges Lehrgeld sollten, soweit ihnen das möglich war, die Eltern der MiHa-Teilnehmer zumindest anteilig aufzubringen.127 Der Hechaluz als Träger der Maßnahme erhob hierfür pro Monat für 126 Vgl. hierzu Döpp, Jugendbewegung, S. 155 ff. und Angress, Generation, S. 28 ff. 127 Vgl. Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 108. Ausbildungschancen in schnellem Tempo nahezu völlig von der Bildfläche verschwanden und sie ohne Zukunftsperspektiven zurückblieben. Zu jenen, die die Volksschule abschlossen und eine Lehrstelle suchten, drängten nun außerdem die Schülerinnen und Schüler, die nach den Einschränkungen des „Gesetzes gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ vom 25. April 1933 keine weiterführenden Schulen mehr besuchen durften oder die - wie etwa Leopold Schönenberg - vorausschauend ihren Schulbesuch abbrachen, auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Dem dadurch rapide wachsenden Bedarf an Ausbildungsplätzen stand somit ein ebenfalls in hohem Tempo schrumpfendes Angebot gegenüber. Bis 1936 hatten schließlich fast sämtliche nichtjüdischen Betriebe die Annahme jüdischer Lehrlinge eingestellt. Die jüdischen Organisationen und Gemeinden bemühten sich zwar, durch eigene Ausbildungsangebote den Jugendlichen weiterhin eine berufliche Perspektive zu bieten, doch die begrenzte Zahl an Plätzen boten nur für einen Bruchteil der jüdischen Jugendlichen in Deutschland eine derartige Möglichkeit. Hier war dringende Abhilfe geboten, weshalb insbesondere die zionistischen Jugendbünde in enger Zusammenarbeit mit dem „Hechaluz“ umgehend nach der NS-Machtübernahme damit begannen, neue, sich auf auswanderungswillige

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