Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a A l i j a und Hachs chara , S E I T E 1 1 6 hatte, Heranwachsenden Möglichkeiten zu bieten, um dem sich verschärfenden Antisemitismus zu entkommen, um dann in Palästina ein angstfreieres Leben mit Zukunftsperspektiven beginnen zu können.133 Zu diesem Zweck wurde am 30.Januar 1933 in Berlin als Dachorganisation der jüdischen Jugendorganisationen die „Jüdische Jugendhilfe“ ins Leben gerufen, die danach gemeinsam mit der „Jüdischen Waisenhilfe für das Jugenddorf Ben Schemen“ und dem Kinderheim „Ahawah“ für die Einwanderung von Kindern und Jugendlichen nach Palästina zuständig zeichnete. Im Sommer 1933 schlossen sich diese Organisationen schließlich zur „Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendalijah“ zusammen, die fortan das zentrale Organisations- und Finanzierungsinstrument der Jugend-Alija war. Die in Deutschland und anderen Ländern gesammelten Gelder sollten sowohl der Sammlung unddem Transport der Jugendlichen in Deutschland als auch ihrem Lebensunterhalt und ihrer Ausbildung in Palästina dienen. Außerdem sollten aus diesen Mitteln dort auch Häuser für die Jugend-Alijah-Gruppen errichtet, Schulen unterhalten und Lehrkräfte eingestellt werden.134 Parallel zur Organisation im Reichsgebiet wurde am 27. November 1933 in Jerusalem unter Leitung von Henrietta Szold das „Büro für Jugendeinwanderung“ der Jewish Agency eingerichtet, das in Palästina seitdem als Zentralstelle für die Jugend- Alija fungierte. In deren sich nun entfaltenden Arbeit wurde Szold, die dem Vorhaben von Recha Freier zunächst skeptisch gegenübergestanden hatte, zur Verantwortlichen für die Koordinierung von Ankunft und Unterbringung der Jugendlichen aus Deutschland. Sie pflegte die Kontakte zu den unterschiedlichen Orten und Institutionen und erarbeitete mit ihnen Vereinbarungen über Aufnahme, Ausbildung und den notwendigen Unterhalt der Neuankömmlinge. 133 Vgl. Edlinger, Geschichte, S. 39f. 134 Vgl. Loewy, Jugend, S. 15f. Organ i s i erte „ Jugend-Al i ja“ Trotz der am Kölner Beispiel skizzierten lokalen Initiativen war die eigentliche Durchführung der Hachschara im engeren Sinne für die durch die MiHa erfassten und dann durch Abschlussgespräche auf ihre Qualifikation hin überprüften potenziellen jungen Auswanderinnen und Auswanderer zu dieser Zeit längst nicht mehr in Deutschland, sondern erst nach der Emigration in Palästina selbst geplant. Das sollte dort im Rahmen von Jugendgruppen geschehen, die zwar in Deutschland ausgewählt und zusammengestellt worden waren, sich dann aber - immerhin schon gemeinsam - auf den Weg nach Palästina machten, um sich dort im geschützten Raum von Einrichtungen der Jugend-Alija zusammenzufinden, die damit in dieser Hinsicht einen eigenen Weg einschlug. Letztlich ging es damit in einem ersten Schritt um eine möglichst schnelle und sichere Rettung jüdischer Heranwachsender vor den Maßnahmen des NS-Regimes. Während Hachschara und bedingt auch die MiHa also der inhaltlichen Vorbereitung auf ein Leben in Palästina dienten, konzentrierte sich die Jugend-Alija zunächst auf den Transfer dorthin, organisierte die hierfür notwendigen Einreisebewilligungen und sicherte die Unterbringung vor Ort. 1934 lebten in Deutschland noch zwischen 80.000 und 100.000 jüdische Kinder unter 15 Jahren, von denen in den folgenden Jahren etwa 15.000 bis 18.000 das Reichsgebiet ohne Begleitung ihrer Eltern verließen. Die beiden signifikantesten Möglichkeiten hierfür waren die „Kindertransporte“ nach Großbritannien und die Ausreisegelegenheiten, die die Jugend-Alija nach Palästina eröffnete, wobei die meisten der so außer Landes gebrachten Kinder und Jugendlichen in Kibbuzim unterkamen. Initiiert worden war die Jugend-Alija seit 1932 in Berlin, wo Recha Freier früh die Notwendigkeit erkannt

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