Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a A l i j a und Hachs chara , S E I T E 1 1 7 besondere pädagogische Wert der Jugend-Alija bestand nach Meinung des Reichsausschusses darin, ein „Erziehungsmilieu“ zu schaffen, das „fern von widerstrebenden und retardierenden Einflüssen des Elternhauses und der alten Umgebung den Jugendlichen in all seinen Lebensgebieten umfasst“.136 - Ob sich allerdings auch der Großteil der betroffenen Eltern diesem Urteil angeschlossen hat, dürfte zumindest fraglich sein.137 Das gilt es hier am Beispiel der Schönenbergs später noch einer intensiveren Prüfung zu unterziehen. Die reinen Zahlen waren durchaus beeindruckend. Im Rahmen der Jugend-Alija konnten, von ihrem offiziellen Beginn im Februar 1934138 136 Zitiert nach Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 119f. 137 Miriam Szamet fordert richtigerweise weitere quellenbasierte Forschungen über das erste Jahr der Jugend-Alija im Kibbuz, „da erst sie es ermöglichen, die Schwerpunkte eines einzigartigen Projekts zu erkennen, das die Erfahrung der erzwungenen Migration, Probleme der Bildung sowie die berufliche Integration in einem neuen Umfeld zusammenbringt“. (Szamet, Jahr, S 215.) 138 Deren Beginn markierte laut Szamet, Jahr, S 195ff., der 19.2.1934 als im Hafen von Haifa die „Tel Aviv“ einlief, die als erste Gruppe der Jugend-Alija 40 Jugendliche aus Berlin an Bord hatte. Außerdem zeichnete sie auch für die Kontrolle der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Jugendlichen während des zwei- bis dreijährigen Ausbildungsprogramms verantwortlich.135 In seiner Bilanz für das Jahr 1937 charakterisierte der „Reichsausschuss der jüdischen Jugendverbände“ die Arbeit der Jugend-Alija als die „pädagogisch geschlossenste und organischste“ auf diesem Gebiet. Begründet wurde dieses Urteil zum einen damit, dass deren Ausbildung in dem Milieu und in der Sprache stattfand, in denen die Jugendlichen später arbeiten und leben sollten, zum anderen wurde gelobt, dass sie „unter der Leitung von Menschen“ stehe, „die Verwirklicher“ dessen seien, „was man unter dem Ideal der chaluzischen Jugend“ verstehe. Der 135 Vgl. Szamet, Jahr, S 197f. Szamet, Jahr, S 197, nennt in diesem Zusammenhang zudem Arthur Ruppin, den Leiter der Jewish Agency, der gemeinsam mit Chaim Arlossoroff einen Plan für die Auswanderung von Hunderten von Jugendlichen erarbeitet habe, „die zunächst ohne ihre Familien nach Palästina gelangen sollten“. „Ziel des Programmes war es, Jugendliche aus Deutschland herauszubringen und am zionistischen Aufbauwerk zu beteiligen. Damit sollten auch die Eltern entlastet werden, zugleich wollte man sie ermutigen, ihren Kindern zu folgen und sich finanziell am Aufbau des Jischuw, der modernen jüdischen Siedlung in Palästina, zu beteiligen.“ Die erste Gruppe junge Emigranten vor ihrer Abreise nach Palästina, Triest 1. Februar 1934. Mit einem Arm über den Schultern des Kapitäns Chanoch Reinhold, der die Gruppe als Leiter nach Palästina begleitete. (©Jüdisches Museums Berlin (2005/145/41))

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