Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a A l i j a und Hachs chara , S E I T E 1 2 0 dort offenbar eine erhebliche Bedeutung beigemessen wurde. Das galt aber offenbar nicht nur für die Absolventen des Ausleselagers selbst, sondern auch für deren Angehörige. Jedenfalls schickte Leopold, kaum in Rüdnitz angekommen, von dort hebräische Lehrbücher an seine Eltern, um diese - darin den Intentionen der Jugend-Alija folgend - ebenfalls zur Vorbereitung ihrer Auswanderung nach Palästina zu motivieren: „Du warst sehr prompt im Absenden, und ich habe jetzt keine Ausrede mehr, daß ich aus Mangel an Lehrbüchern etwa nicht lernen könnte“, antwortete ihm Mutter Erna.150 150 Emma Kaufmann und Erna Schönenberg an Enkel und Sohn Leopold, 1.6.1936. in Köln, so ließ Emma Kaufmann ihren Enkel am 1. Juni 1936 wissen, „mit großem Interesse“ und wies darauf hin, dass für das Großstadtkind Leopold im ländlichen Brandenburg ja alles „neu“ sei. Zugleich geht aus dem einzigen sich mit dem Aufenthalt in Rüdnitz beschäftigenden Schreiben hervor, dass dem Erlernen des Hebräischen wechseln, das sie 1935 ebenfalls gleichzeitig wieder verließen, weil der Antisemitismus auch in den Schulen überhandgenommen hatte. Während Leopold danach zunächst eine private Schlosserlehre aufnahm, entschieden sich die Loewys bereits 1935 zur Teilnahme an der Jugend-Alija, woraufhin Ernst noch im Herbst einen Vorbereitungskurs in Schniebienchen absolvierte, während Leopold aus diesem Anlass erst im Mai 1936 nach Rüdnitz fuhr. Der umfangreiche, die Jahre zwischen 1935 und 1938 umfassende Briefwechsel der Familie Loewy wird zur Zeit in einer Kooperation zwischen Deutschem Exilarchiv und NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln für eine digitale Edition vorbereitet. Er wird künftig unter https://juedisches-leben.editionen-zur-geschichte.de/info.aspx?id=62823 einsehbar sein. Bildserie Herbert Sonnenfeld: Hachschara auf Gut Rüdnitz, 1935 151

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