Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a Ab s ch i e d und Au swand e r ung , S E I T E 1 3 2 „Lieber Pold! In wenigen Tagen wirst Du Dein Elternhaus verlassen. Du gehst frohen Herzens. Vor Dir liegt die Zukunft. Wir lassen Dich nicht leichten Herzens ziehen. Aber es muss sein. Deutschland, Dein Geburtsland, das vielen Generationen Deiner Vorfahren Heimat gewesen ist, erkennt uns nicht mehr als seine Söhne an. Hoffentlich blüht Dir das Glück einer neuen Heimat. Es wird auch an Dir liegen, daß Palaestina Dir zum neuen Vaterland wird. Du mußt mithelfen, es aufzubauen; darfst auch in politisch und wirtschaftlich schweren Zeiten nicht nach anderen Ländern schielen, in denen das Leben leichter ist. Juden haben in allen Zeiten und unter allen Völkern Großes geleistet. In diesem Buch findest Du davon eine kleine aber überzeugende Auslese. Wenn die Juden nun auch für sich selbst ihre besten Kräfte einsetzen, so muß Gutes daraus hervorgehen. Sei wahrhaft, weise, würdig, werktätig, wohlwollend und wehrhaft. Und vergiß über allem neuen nicht Deine gute Oma Emma, Onkel Julius und Deine Eltern.“ Bevor das geschah, nahmen die drei Schönenbergs einen insbesondere wohl für die Eltern wichtigen Termin wahr. Sie suchten ein Fotoatelier auf, in dem kurz vor der Abreise von Leopold ein gemeinsames „Abschiedsbild“ entstand. Damit waren die Reisevorbereitungen weitgehend abgeschlossen, so dass Erna und Max Schönenberg daran gehen konnten, letzte Worte des Abschieds für ihren Sohn zu formulieren, die sie dem von ihnen als Geschenk ausgewählten Buch „Heroische Gestalten jüdischen Stammes“ voranstellten.169 In der auf den 18. Januar 1937 datierten Widmung heißt es: 169 Dessen Wahl war wohl alles andere als zufällig, sondern brachte insbesondere die Haltung von Vater Max als weitgehend assimiliertem „Deutschen jüdischen Glaubens“ zum Ausdruck. Er gehörte zudem dem „Reichsverband jüdischer Frontsoldaten“ (RjF) an, die diese Publikation zum Jahresbeginn 1937 herausgegeben hatte. „Abschiedsbild“: Max, Erna und Leopold Schöneberg im Januar 1937

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