Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a D i e L udw i g T i e t z - L e hrwe rks tat t, S E I T E 1 4 6 auf die deutsche Sprache in fortschreitendem Maße fallen dem Jugendlichen nicht leicht.“185 185 Chanoch Reinhold: Drei Jahre Jugendalija; in: Reichsvereinigung, Eröffnung, S. 18. Dort, S. 21 und 16, auch das Folgende. Die Bedeutung des Spracherwerbs wurde von den Verantwortlichen nicht gleich eingeschätzt. Während Henrietta Szold als Verantwortliche der Jugend-Alija in Palästina Sprachkenntnisse als Instrument für eine zügige Integration eher funktional betrachtete, war das Hebräische - gerade für viele Kibbuz-Mitglieder - eher eine ideologische Notwendigkeit und somit zentraler Teil einer „inneren Revolution“, die mit dem Eintritt in einen Kibbuz einwobei allerdings fraglich sein dürfte, ob die im Schnitt 16-Jährigen, auf die so viel Neues einstürmte, das selbst auch bereits so empfanden. In der Ludwig Tietz-Lehrwerkstatt sah Landauer jedenfalls „eine Gelegenheit, den Anfang für eine Tradition im jüdischen Handwerk zu schaffen“. Von den Angehörigen der jungen Generation, die als erster Jahrgang eingetroffen seien, würden die für den Aufbau des Werkes Verantwortlichen nunmehr erwarten, „dass Ihr unsere Hoffnungen erfüllen werdet“. Als erste dieses „schöne Unternehmen“ nutzen zu dürfen, so beendete Landauer seine kurze Begrüßungsansprache, sei eine „Auszeichnung“, die den gerade Eingetroffenen „auch eine gewisse Pflicht“ auferlege: „Ihr müsst nämlich die Schrittmacher dieses neuen Unternehmens sein; zu Euch werden alle späteren Gruppen aufblicken.“184 Das Programm, das die Lehrwerkstatt verfolgte, stellte hohe Anforderungen an die Auszubildenden, denn an die halbtägige Arbeit in Schlosserei oder Tischlerei schloss sich noch eine umfangreiche Unterrichtseinheit an, in deren Mittelpunkt neben Landeskunde und allgemeiner Bildung insbesondere das Erlernen der Landesprache Iwrith stand. Chanoch Reinhold, ein Pionier der Jugend-Alija, der im Februar 1934 deren ersten Transport von Deutschland nach Palästina begleitet hatte, war sich der hohen Maßstäbe sehr bewusst. „Nach der Arbeit ist es das Lernen, das die Jugendlichen zeitlich hauptsächlich beschäftigt“, brachte er den Kern von deren Programm anlässlich der Eröffnung der Ludwig Tietz-Lehrwerkstatt auf den Punkt und skizzierte zugleich die zu erwartenden Probleme: „Hier gilt es erst unter nicht geringen Schwierigkeiten das Interesse und Bedürfnis nach Bildungswerten zu wecken. Zunächst ist es nicht einfach, nach einem halben Tag physischer Arbeit sich auf das Lernen umzustellen. Die Notwendigkeit, sich lange mit der Sprache befassen zu müssen, ehe der Inhalt, das in dieser Sprache Gesagte verstanden werden kann, und der Verzicht 184 Zitiert nach Horn, Jugend, S. 195f. Die Ludwig Tietz-Lehrwerkstatt: Lehrgebäude und Werkstätten (oben) und Internat (unten) (©Center for Jew

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