Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a D i e L udw i g T i e t z - L e hrwe rks tat t, S E I T E 1 5 8 sich mit einer Tätigkeit als „Dorfschlosser“ zufrieden zu geben.208 Nachdem in der Anfangsphase der Ausbildung noch Geduld und ein „Es eilt ja nicht!“ vorgeherrscht hatte, machte sich im Laufe des Jahres 1937 hinsichtlich der Fortschritte in Jagur dann aber eine immer größere Unzufriedenheit breit. „Seid Ihr in Eurer Werkstatt noch immer dabei, den ersten Würfel zu feilen? Danach habe ich nichts mehr von systematischer Arbeit gehört“, fragte Max Schönenberg bei seinem Sohn Mitte November nach. Und mit einiger Ironie fügte er angesichts der offensichtlich eher schleppenden Ausbildungsfortschritte hinzu: „Mit Vergnügen lasen wir, daß Ihr Euch mit Eifer der Naturwissenschaft annehmt. Hoffentlich ist es kein Strohfeuer. Die Atomlehre, die Relativitätslehre sind sehr harte Nüsse.“ Immerhin aber hoffte 208 Vgl. Max Schönenberg an Sohn Leopold, 21.2.1937. beim Eintreffen der Gruppe im Februar 1937 noch längst nicht alle Räumlichkeiten fertiggestellt, und es ist auch nicht überliefert, ob das bei der Eröffnung vier Monate später der Fall war. Anlaufschwierigkeiten waren und sind bei solch ambitionierten Vorhaben aber eher nichts Ungewöhnliches. Dabei bot es sich gerade im Fall der Lehrwerkstätten geradezu aufdrängte, solch offen eingestandenen „Anlaufschwierigkeiten“ umgehend ins pädagogische Konzept zu integrieren und die Arbeitskraft der Jugendlichen selbst in den Prozess der Fertigstellung und Ausstattung zu integrieren. Ob das allerdings deren Eltern in Deutschland gefiel, die ja immerhin erhebliche finanzielle Mittel in die Ausbildung ihrer Söhne investiert hatten, steht auf einem anderen Blatt. So sah Max Schönenberg die Ludwig Tietz-Lehrwerkstatt eher als Sprungbrett für dessen Studium auf dem Technikum in Haifa und warnte seinen Sohn daher frühzeitig davor, Während der Eröffnungsfeier, 2. Juni 1937 (©Center for Jewish History)

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