M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E lt e rnhau s und K i ndh e i t, S E I T E 1 6 Aber es ist derselbe Gott. Er wird nur anders genannt.“ Ihren Sohn, der im Familien- und Freundeskreis zumeist „Pold“ genannt wurde, erzogen Erna und Max Schönenberg durchaus streng, aber liebevoll. „Alle haben darauf geachtet, dass ich rechtzeitig nach Hause komme, wo ich hingehe und dass der schwarze Rand unter meinen Fingernägeln wieder weiß wurde.“ Da er ein schlechter Esser gewesen sei, so erinnerte er sich zeitlebens, hätte seine Mutter am liebsten eine Schallplatte mit dem Text „Pold, iss! Pold, iss!“ in Endlosschleife abgespielt. Auf Wunsch der Mutter erhielt er auch Klavierunterricht, brachte es in Zwei Jahren aber nicht über „Hänschen klein“ hinaus. „Pold hat vor einigen Wochen das Klavierspiel aufgegeben“, notierte Max Schönenberg am 5. September 1932 in sein Tagebuch. „Sohn seines Vaters. Erfährt seit einiger Zeit Rad.“ Empfänglicher war er dagegen für die Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung, die die Familie - vor allem nach dem Erwerb des Autos - an Wochenenden regelmäßig unternahm. Dann war auch der ansonsten eher strenge Vater nach Erinnerung von Reuwen Schönenberg immer deutlich entspannter und Die Arztpraxis entwickelte sich nach überstandener Inflation gut, so dass die Familie 1927 aus den Wohn- und Praxisräumen in der Bismarckstraße in eine deutlich geräumigere Wohnung in der gegenüberliegenden Venloer Straße 23 umziehen konnte. Dort ging es weiter aufwärts: 1929 wurden die Schönenbergs - wie Vater Max im Tagebuch festhielt, vorrangig aus Gründen des sozialen „Renommees“ - stolze Besitzer eines eigenen Autos. Gesellschaftlich integriert und wirtschaftlich auf gutemWeg, spielte die Religion im Leben der weitgehend assimilierten Schönenbergs hingegen eine eher unterordnete Rolle. Während Oma Emma und Onkel Julius Kaufmann in der Synagoge Roonstraße über feste Plätze verfügten, besuchten Leopold und seine Eltern den Gottesdienst nur an den hohen jüdischen Feiertagen. Die Eltern, so resümierte er rückblickend, seien nicht sehr religiös gewesen. Dennoch ließen sie den Sohn beschneiden, schickten ihn vier Jahre auf die jüdische Volksschule und feierten 1933 auch seine Bar-Mizwa. Ansonsten habe sein Vater aber stets betont: „Ich habe ein viel größeres Weltbild von allem. Jede Religion hat ihren Gott. Max Schönenberg mit Leopold, um 1922. Julius Kaufmann mit Neffe Leopold, um 1921 Familie Schönenberg mit dem neu erworbenen Auto
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