M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a D i e L udw i g T i e t z - L e hrwe rks tat t, S E I T E 1 7 1 die die Nummer des Negativs, das sich aus Monat- und Jahresangabe zusammensetzende „Datum“ sowie eine Kurzbeschreibung des auf der Aufnahme abgebildeten „Gegenstands“ enthielt. Diesen Index führte er weit über den Zeitpunkt seiner Emigration hinaus bis in den September 1939 hinein in deutscher Sprache fort, bis er mit der Bildnummer 537 endete. Als er dann nach den unruhigen Monaten um den Kriegsbeginn erst zu Beginn des Jahres 1940 wieder mit dem Fotografieren begann, nahm er hinsichtlich des Index eine wohl typische Änderung vor und führte nun in Iwrith Buch über sein fotografisches Schaffen. Auch das wohl ein deutlicher Beleg für die nunmehr weitgehend vollzogene Umorientierung auf und die Integration in Palästina. Zu dieser Zeit neigte sich auch seine dreijährige Ausbildung in der Ludwig Tietz-Lehrwerkstatt dem Ende entgegen. Am 8. Februar 1940 legte Leopold Schönenberg dort seine Abschlussprüfung ab, womit die letztlich wohlbehütete Zeit des gemeinsamen Hineinwachsens in die neue Heimat ihr Ende fand. Von nun an waren die jungen - 19- bis 20-jährigen - Männer auf sich allein gestellt und mussten fortan die schwerwiegenden Entscheidungen für ihre Zukunft weitgehend allein treffen. - wohl nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen bei den Diskussionen um den Nachnamen - auffällig zurück. Er verzichtete auf jeden Kommentar im Prozess der Namenfindung. Erst als der Wechsel im Oktober 1939 endgültig vollzogen war, schrieb er kurz und - zumindest für seine Verhältnisse - knapp: „Du, lieber Pold (…), sollst aber wenigstens meinen Glückwunsch zum neu gewählten Namen haben. Mögest Du ein glücklicher Reuben sein und bleiben.“246 - Damit hatte - zumindest ausweislich der überlieferten Korrespondenz - jede Diskussion über Vor- und Nachnamen ihr Ende gefunden, bevor sie überhaupt begonnen hätte.247 Die kontinuierliche Annäherung an Palästina, die dortigen Lebensgewohnheiten und das Iwrith lässt sich noch an einer weiteren Änderung ablesen. Leopold führte von Beginn, also von Juni 1933 an eine zwar kurz, aber akribisch ausgefüllte Liste über jede einzelne Fotografie, und zur Begründung hinzufügte: „Das hört sich weit schöner an, als mein liebes Reubenchen und deshalb bist und bleibst Du auch für mich Pollerchen. Ich habe sogar das Gefühl, als ob Du zweimal hinhören müßtest, wenn man Dich mit dem neuen Namen ruft. Aber, ich verstehe, daß Du es für angebracht hieltest, ihn Dir beizulegen und wünsche viel Glück zur Wahl.“ (Emma Kaufmann an Enkel Leopold, 28.10.1939.) 246 Max Schönenberg an Sohn Leopold, 28.10.1939. 247 Reuwen Schönenberg selbst stellte es später in verschiedenen rückblickenden Zeugnissen fälschlich stets so dar, als sei die Änderung seines Vornamens unmittelbar im Anschluss an seine Emigration erfolgt. links: Abschlusszeugnis der Ludwig Tietz-Lehrwerkstatt, 8. Februar 1940. rechts: „Empfehlung“ der Lehrwerkstatt, 1942
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