Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a E lt e rnhau s und K i ndh e i t, S E I T E 1 8 Dennoch blieben Leopold und seine jüdischen Mitschüler von antisemitischen Anfeindungen zunächst noch weitgehend unbehelligt, was auch Vater Max in seinem Tagebuch bestätigte. „Pold“ habe auf der Schule „nicht wesentlich zu leiden“, notierte er dort noch imMai 1935. Die Lehrer des Hansa-Gymnasiums verhielten sich ihm gegenüber „durchweg“, die Mitschüler „fast alle sehr ordentlich“, was „für mein Empfinden geradezu einem Wunder bei der offiziell beliebten Verhetzung“ gleichkam. Allerdings schlichen sich aber doch immer mehr Provokationen ins alltägliche Leben ein, bis sich ab Mitte 1935 immer unangenehmere Erfahrungen häuften, Hiervon war nun auch Leopold deutlich stärker betroffen. Wenn der auch versuchte, derartigen Provokationen aus dem Weg zu gehen, erwies sich auch seine Geduld bald als endlich. Als ein jüngerer Schüler eines Tages nicht mehr aufhörte, ihn auf dem Pausenhof zu bedrängen und „Jüd, Jüd“ hinter ihm herzurufen, riss ihm nach eigenem Bekunden schließlich der Geduldsfaden. „Das war mir zu viel. Er oder ich.“ Er habe dem Kontrahenten kurzerhand „links und rechts eine Ohrfeige verpasst, so dass er drei Meter weit geflogen“ sei. Seine Klassenkameraden hätten hierzu Beifall lebten in einem guten Verhältnis zusammen.“ Der Heranwachsende hatte, darauf deutete zu Beginn der 1930er-Jahre jedenfalls alles hin, eine erfolgversprechende Zukunft vor sich. Das änderte sich zu Beginn des Jahres 1933 dann jedoch schnell und nachhaltig. Insbesondere in der Schule wandelte sich die Atmosphäre nach der NS-Machtübernahme deutlich. „Sie wurde nicht schlecht, aber schlechter.“ Die ersten Lehrer kamen nun mit dem Parteiabzeichen der NSDAP in den Unterricht und bekannten sich damit offen zum neuen Regime und dessen rassistischer Ideologie. An ihrem Verhalten gegenüber den jüdischen Schülern, so betonte Reuwen Schönenberg noch Jahrzehnte später, habe sich zumindest an seiner Schule zunächst jedoch nur wenig verändert. „Das war das gleiche wie gegenüber den anderen Schülern. Sie haben keine Unterschiede gemacht, und wir haben unter ihrer politischen Einstellung nicht gelitten.“ Er ist und bleibt ein guter Schüler und hat in der Klasse sowohl jüdische als auch nichtjüdische Freunde. Allerdings trugen, obwohl das offiziell verboten war, einige seiner Mitschüler nun auch in der Schule die Uniform des Deutschen Jungvolks. Leopold, um 1932 Die Sexta der Oberrealschule am Hansaring, 1930. Rechts vorn: Leopold.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTI5NTQ=