M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B e s u ch d e r E lt e rn i n Pa l ä s t i na , S E I T E 2 2 3 langandauernde Sehnsucht nach all dem Altvertrauten zum Ausdruck, das sie in Deutschland zurückgelassen hatten.257 Natürlich waren all diese Vorbehalte, Sorgen und Ängste Gegenstand ungezählter Gespräche und Diskussionen, die tagtäglich - und oft durchaus kontrovers - in jüdischen Familien und deren Briefkorrespondenzen geführt wurden. Gerade weil eine endgültige Entscheidung vielen so schwer fiel, wurde es zum häufig eingeschlagenen Weg, zunächst einmal probeweise nach Palästina zu reisen, um sich vor Ort über die aktuelle Lage und die jeweiligen individuellen Aussichten zu informieren.258 Hierzu rangen sich schließlich auch Max und Erna Schönenberg durch, die im Juni 1938 aufbrachen, um Sohn Leopold in Jagur zu besuchen und im Rahmen einer gemeinsamen Rundreise Land und Leute zu erkunden. Dabei passte insbesondere Vater Max exakt in das skizzierte Bild des weitestgehend assimilierten Juden deutscher Nationalität, der für sein „Vaterland“ im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte und diesem nach wie vor mit nationaler Inbrunst innerlich die Treue hielt. Er dachte „deutsch“, sprach deutsch und 257 Vgl. Hoba/Schlö, Jeckes, S. 103. 258 Allerdings erfolgten solche der Orientierung dienenden Besuche - wie letztlich auch im Falle der Schönenbergs - oftmals zu spät. Selbst wenn Besucher dadurch zu einem Leben in Palästina motiviert wurden, war eine offizielle Ausreise aus Deutschland nach dem Novemberpogrom zumeist nicht mehr möglich. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs schlossen sich die Tore dann endgültig. bezeichnet - in gutbürgerlichen Berufen, als Akademiker oder Künstler tätig gewesen waren. Daher waren sie für landwirtschaftliche und andere körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten denkbar ungeeignet, was hinsichtlich künftiger Einsatz- und Verdienstmöglichkeiten naturgemäß nicht eben förderlich war. Die Folgen wurden entsprechend vielfach sicht- und spürbar. Während etwa den Briefen vieler junger Einwanderer deren Bereitschaft zur Eingliederung in Palästina und ihre dabei nicht selten zum Ausdruck kommende Begeisterung über die gelungene Flucht vor dem NS-Regime zu entnehmen ist, äußerten sich ältere Emigranten häufig gänzlich anders. In zahlreichen ihrer Selbstzeugnisse kam stattdessen sehr viel stärker die läst i na
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