Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a B e s u ch d e r E lt e rn i n Pa l ä s t i na , S E I T E 2 2 4 für ein derart persönliches Dokument, in dem er zahlreiche antisemitische Übergriffe der letzten Jahrzehnte geschildert und kommentiert hatte, sicherlich kein geeigneter sicherer Ort mehr. Während der Überfahrt nahm Max Schönenberg das dünne Heft letztmals zur Hand, um am 8. Juni 1937 einen letzten, an Leopold gerichteten Eintrag darin vorzunehmen, mit dem er das Tagebuch nach 19 Jahren mit einer aktuellen Lagebeschreibung und zugleich als Vermächtnis für immer abzuschließen. „Nun sind wir auf dem Mittelmeer. Wir wollen unseren Pold wiedersehen. Wir wollen aber auch sehen, ob für uns in Palästina Existenzmöglichkeit besteht. Wenn ich in Deutschland auch noch meinen Lebensunterhalt verdiene, so sind der Kränkungen doch so viele, dass trotz allem guten lebte in gutbürgerlichen Verhältnissen. Dabei bewegte er sich in einem Umfeld, das in nahezu sämtlichen Punkten exakt das Gegenteil jener Lebensumstände repräsentierte, wie es Einwanderer in Palästina vorfanden. So stellte sich der Hintergrund dar, vor demMax und Erna Schönenberg sich Anfang Juni 1938 auf den Weg nach Palästina machten. Als sie in Triest die „Sphinx“ bestiegen, befand sich in Max Schönenbergs Reisegepäck auch das kleine Tagebuch, das er seit November 1919 führte. Offenbar ahnend, dass es diese Reise zugleich das letzte Zusammentreffen mit Sohn Leopold bedeuten würde, beabsichtigte er, diesem das intime, dem Vater so wichtige Dokument zur dauerhaften Aufbewahrung zu überreichen. Deutschland jedenfalls, so stand für ihn unverrückbar fest, war Erna und Max Schönenberg an Bord der „Sphinx“, Juni 1938

RkJQdWJsaXNoZXIy MTI5NTQ=