Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a L e b e n i n Pa l ä s t i na und i m K i bbu z , S E I T E 2 5 3 Einen massiven Rückschlag erlitten die jüdischen Bestrebungen zu weitgehender Einwanderung sowie weiterer Landnahme und damit zugleich die jüdisch-britischen Beziehungen im Frühjahr 1939. Nachdem das Vorhaben der Mandatsmacht, für jüdische Immigranten eine Höchstzahl festzulegen und damit die Bestimmungen der Balfour-Erklärung von 1917zurückzunehmen, am 17. Mai 1939 in Form des „Weißbuchs“ publik geworden war, wurde das von jüdischer Seite als Schlag ins Gesicht empfunden und das Ende der bisherigen britischen Politik interpretiert, in Palästina einen jüdischen Staat als „Heimstatt“ entstehen zu lassen. Stattdessen war nun von einem innerhalb eines Jahrzehnts zu gründenden unabhängigen Staat „Palästina“ die Rede, in dem Araber und Juden gemeinsam leben sollten. Um das zu gewährleisten sollte die stark expandierte jüdische Einwanderung für die nächsten fünf Jahre auf nur noch 15.000 Personen pro Jahr begrenzt und danach völlig verboten werden. Zugleich ließen die Briten keinerlei Zweifel, dass sie fest entschlossen seien, jede Form illegaler Einwanderung zu unterbinden und wollten den Hochkommissar ermächtigen, weitere Landverkäufe an die jüdische Seite zu unterbinden. Für die war das „Weißbuch“ folglich ein wahres Desaster, was auch deren führende Repräsentanten zum Ausdruck brachten. Chaim Weizmann etwa betrachtete es als „Verrat“ an den Juden, und Ben Gurion sah darin sogar den „größten Verrat, den die Regierung eines zivilisierten Volkes in unserer Generation begangen hat“.269 Wie die gesamte jüdische Welt empfand auch Leopold Schönenberg diese gravierende Ändegezählt, was auch einen Einblick in die Relationen dieses Konflikts gibt. 269 Zitiert nach Steiniger, Nahostkonflikt, S. 24. Aufstands“ im Januar 1939 die konfliktträchtige Errichtung solcher „Turm- und Mauer-Siedlungen“ von jüdischer Seite weiterbetrieben wurde.268 268 Vgl. beispielsweise „Jüdisches Nachrichtenblatt“, 9.6.1939. Vgl. hierzu und zum Folgenden einführend etwa Steiniger, Nahostkonflikt, S. 22ff. Wie blutig der Aufstand war, geht daraus hervor, dass allein im Jahr 1938 offiziell 1.700 Araber getötet worden waren - tatsächlich aber wohl deutlich mehr. Im gleichen Zeitraum hatte man 292 jüdische und 77 britische Tote im K i bbuz Seite aus dem „Jüdischen Nachrichtenblatt“, 9. Juni 1939

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