M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a L e b e n i n Pa l ä s t i na und i m K i bbu z , S E I T E 2 6 2 Schönenberg mit, dass sie auf ihre Nachricht vom November endlich eine Antwort bekommen hätten. „Durch ihr langes Ausbleiben hatten wir schon gar keinen Mut mehr, zu schreiben. Nun freuen wir uns des ausführlichen und wirklich befriedigenden Berichts. Wir wissen Dich gesund, sehen Dich in Gedanken bei Deiner Tätigkeit, die Dir und uns lieb ist; ja wir können uns sogar ungefähr vorstellen, wo Deine Heimstätte ist. Und wir sind es gern zufrieden, wenn Du Dich unter den neuen Lebensbedingungen wohl fühlst, selbst wenn wir Dir stets anders geraten haben.“299 Das war die letzte Nachricht, die zwischen Eltern und Sohn ausgetauscht werden konnte. Am 15. Juni 1942 wurde das Ehepaar Schönenberg nach Theresienstadt deportiert, wo Max bereits im Januar 1943 starb, während Erna im Oktober 1944 weiter nach Auschwitz deportiert wurde, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurde. Sohn Leopold erfuhr erst nach Kriegsende Näheres über das endgültige Schicksal seiner Eltern. 299 Erna und Max Schönenberg an Sohn Leopold (über Nichte Gerda), 28.1.1942. am 13. Juni des Jahres gestorbenen Großmutter erfahren. Es dauerte weitere Monate, bis der Brief in Köln ankam und am 29. November von seinen Eltern zwangsläufig ebenso knapp beantwortet wurde: „Dein Augustbrief, Ännes Oktoberbrief erfreulich. Wir auch gesund. Ernst Kramer, Minsk, Albert Lodz. Unsere Reise - ohne Dora - ungewiss. Vielleicht lange Schreibpause.“297 In Köln hatten zu diesem Zeitpunkt längst die großen Deportationen „in den Osten“ begonnen, und Erna und Max Schönenberg warteten dort auf ihre eigene Verschickung ins Ungewisse.298 Umso erfreuter waren sie, als Ende Januar 1942 nach einem Umweg über die Schweiz ein weiteres Schreiben ihres Sohnes in Köln eintraf. „Unendlich haben wir uns gefreut“, so teilten sie ihm unmittelbar darauf und erneut über Gerda 297 Rote-Kreuz-Brief Leopold Schönenberg an Eltern, 12.8.1941 und deren Rückantwort, 29.11.1941. Anfang November 1941 hatte Erna Schönenberg dem früheren Hausmädchen der Familie berichtet: „Pold ist gesund und baut mit anderen jungen Menschen eine neue Siedlung auf dem Karmelgebirge in der Nähe von Haifa auf.“ (Erna Schönenberg an Gertrud Heuft, 7.11.1941.) 298 Diese Phase ist wie ihr gesamtes Leben ausführlich aufgearbeitet in Martin Rüther: „Und wie werden alle in alle Winde verstreut“ - Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung am Beispiel Köln (im Druck).
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