M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a L e b e n i n Pa l ä s t i na und i m K i bbu z , S E I T E 2 6 7 dern - abzuziehen. Man kann sich leicht vorstellen, welche Schwierigkeiten und Entbehrungen die Kibbuz-Mitglieder in diesen ersten Jahren aushalten mussten.“ Tatsächlich waren es wohl eher militärische Erwägungen und Notwendigkeiten als die Urbarmachung des Bodens, die die Interessen und Tätigkeiten in der neuen Siedlung bestimmten. Das legt zumindest der Text zur Kibbuz-Geschichte aus den frühen 1950er-Jahren nahe: „Entsprechend den Prinzipien der Kibbuzbewegung hat Beit Oren wesentlichen Anteil an den Unternehmungen im Dienste an Volk und Land genommen. Dies geschah vor allem durch Aufnahme von Neueinwanderern und durch die Mitarbeit in der Untergrundorganisation, die deren - seinerzeit ‚illegale‘, - Einwanderung ermöglichte. Die erste Einheit des Palmach, der Kommandotruppe der jüdischen Verteidigungskräfte, wurde in den Wäldern, die Beit Oren umgeben, ausgebildet“ - eine Tätigkeit, die offenbar Reuwen Schönenberg in Teilen auf Fotos festhielt. Damit wurde der Ort - wie von Beginn an geplant - tatsächlich zu einem wichtigen Stützpunkt, denn es blieb nämlich keineswegs bei reiner Ausbildungstätigkeit. Am 9. Oktober 1945, so wurde noch in den 1950er-Jahren stolz berichtet, „zogen die Palmachtruppen von hier aus, um 200 ‚illegale‘ Einwanderer zu befreien“, die von den Engländern im Häftlingslager Atlit an der nahen Küste inhaftiert worden waren. Die Befreiten seien anschließend „den Berg herauf nach Beit Oren gebracht“ worden. Daraufhin, so heißt es weiter, sei der Kibbuz von britischen Truppen eingeschlossen und die Herausgabe der Befreiten gefordert worden. Die Mandatstruppen hätten aber von ihrem Vorhaben abgelassen, „als Tausende aus den benachbarten Städten und Dörfern hierhin zusammenströmten, um die Einwanderer zu verteidigen“.312 Zum Gedenken an dieses dramatische Ereignis - augenschein312 An anderer Stelle heißt es, dass die befreiten Einwanderer an Beit Oren vorbei zum Kibbuz Jagur geführt worden seien, wo man sie vor den Briten versteckt habe. (Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/ Beit_Oren (16.6.2022).) fangenenlagers Atlit, in dem die britische Besatzungsmacht die seit 1938 stark wachsende Zahl illegaler jüdischer Einwanderer internierte. Insbesondere aus diesem Grund, so heißt es, habe das Hauptquartier der Hagana alsbald die Forderung erhoben, auf jenen Flächen des Karmel, die in jüdischen Händen seien, eine Siedlung zu errichten, die der Abwehr potenzieller arabischer Angreifer, aber wohl auch der Befreiung von illegalen jüdischen Flüchtlinge dienen sollte. Damit wurde schließlich am 1. Oktober 1939 - also unmittelbar nach Beginn des Krieges, aber lange nach Niederschlagung des Aufstandes! - begonnen, als eine Gruppe von jungen Chaluzim - junge, sozialistisch orientierte Männer und Frauen der zionistischen Jugendbewegung aus Polen und Rumänien - beauftragt. Die Beteiligten hatten gemäß der eher dürftigen Überlieferung zuvor jahrelang sowohl eine landwirtschaftliche als auch eine militärische Ausbildung genossen, um allen in Beit Oren an sie gestellten Anforderungen gerecht werden zu können. Bis zum israelischen Unabhängigkeitskrieg der Jahre 1948/49 blieb Beit Oren dann die einzige landwirtschaftliche Siedlung im Karmelgebirge und insbesondere „ein wichtiger Verteidigungspunkt in der wilden Umgebung“ mit offiziell insgesamt 295 Bewohnern im Jahr 1948.311 Trotz der in mehrfacher Hinsicht strategisch wichtigen und zudem landschaftlich reizvollen Lage war das Leben auf dem steinigen und wasserlosen Karmel alles andere und einladend. In der Selbstdarstellung von Yaakov Dori heißt es hierzu: „Die ersten Jahre waren schwer, da es keine frühere Erfahrung für landwirtschaftliche Siedlung in gebirgigem Gelände gab. Es gab keinen urbaren Boden, kein Wasser zur Bewässerung und nichts, was man Straße hätte nennen können. Erschwerend kam die feindselige Umgebung dazu, die die jungen Siedler zwang, ständig die Hälfte der Menschen zum Wachdienst - sowohl innerhalb des Lagers als auch auf den Fel311 Die letzten Angaben nach dem Prospekt im Fotoalbum mit den Fotografien aus der Zeit in Beit Oren in NS-DOK, N 67.
RkJQdWJsaXNoZXIy MTI5NTQ=