M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a L e b e n i n Pa l ä s t i na und i m K i bbu z , S E I T E 2 7 0 terstand der palästinensischen Polizei und ging vom Kibbuz aus. Offiziell war ich also Polizist.“319 Das Ende der Kibbuzzeit von Reuwen Schönenberg ist aufgrund der dürftigen Quellenlage schnell erzählt: Neben seiner Tätigkeit bei der Polizei, so berichtete er, habe er als „Arbeitsverteiler“ vorrangig die in Beit Oren anfallenden Arbeiten „organisiert“. „Alles war mir so bekannt wie meine Hosentasche.“ Es habe „gute und schlechten Seiten“ gegeben, aber nichts von allem habe eine „besondere Wirkung“ auf ihn ausgeübt oder ihn besonders beeindruckt. Das änderte sich offenbar schlagartig mit der Bekanntschaft mit Cilia Haies Ende 1944: „Dann lernte ich eine schöne Frau namens Cilia kennen. Wir heirateten am 16. Dezember 1945, ein Jahr nachdem wir uns kennengelernt hatten und wurden eine Familie.“ Als 1947 die erste Tochter geboren wurde, nannten die Schönenbergs sie 319 Audio-Interview mit Reuwen Schönenberg, NS-DOK, Tk933, ab 1:26:30. Aus der jüdischen Hilfspolizei (Notrim) entwickelten sich zwei Unterabteilungen: die Jewish Supernumerary Police (oder „Ghafir“) und die Jewish Settlement Police (J.S.P.). Die Mitglieder beider Gruppierungen wurden mehrheitlich aus der Hagana rekrutiert. Die Hauptaufgabe der „Ghafir“ war dabei die Sicherstellung der Ruhe und der Schutz von Dörfern, Städten, Eisenbahnstrecken und Siedlungen gegen arabische Anschläge. Die J.S.P. hingegen - bekannt auch als „Nodedot“ - wurde stärker auf eine unkonventionelle Kriegsführung hin trainiert und zeichnete sich durch hohe Mobilität sowie überraschende Angriffe aus. Die Truppenstärke der Ghafirs lag zwischen 6.000 und 14.000 Mann, die der J.S.P. gegen Ende 1946 rund 16.000. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Jewish_Supernumerary_Police und https://de.wikipedia. org/wiki/Jewish_Settlement_Police (16.6.2022). Um Beit Oren gab es arabische Dörfer und wir hatten keinen Kontakt zu den anderen Kibbuzim. In Beit Oren gab es keine Arbeit für mich und ich musste zum Kibbuz Afikim im Jordantal“, wo sie in einer Holzfabrik arbeitete. Als sie von dort nach Durchleiden einer Mückenplage nach Beit Oren zurückkehrte, war und blieb ihr Leben hart: „Ich arbeitete ich in der Küche, der Wäscherei und an Orten, die ich nicht liebte. In meiner Freizeit lernte ich, Ziegen zu betreuen. Ich übernahm den Stall, als die Männer zum Militär mussten. Dort war ich allein und die Arbeit gefiel mir sehr. Es war sehr anstrengend und manchmal arbeitete ich bis in die Nacht. Hauptnahrung waren Kartoffelchips und Kaffee.“318 Fast zeitgleich mit der Ankunft seiner späteren Frau wurde das Arbeitsgebiet von Reuwen Schönenberg zum Jahresbeginn 1943 um eine wichtige Tätigkeit erweitert. „Am 9. Februar 1943 bekam ich eine Einberufung zur Polizei. Ich war Wachmann der Mandatspolizei bis zum Ende des britischenMandats am 15. Mai 1948.“ Über die damit auf ihn zukommenden konkreten Aufgaben verlor er aber leider kein weiteres Wort. Auch in dem im Jahr 2000 geführten Gespräch äußerte er lediglich, er sei in Beit Oren auch als Hilfspolizist tätig gewesen. „Das hieß damals Ghafir. Das un318 NS-DOK, N 67: Handschriftliches Manuskript (Digitalisat): Großmutter Cila Schönenberg (geb. Haies). (Übersetzung aus dem Hebräischen.) Reuwen Schönenbergs Ausweis als „Hilfspolizist“
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