Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a J üd i s ch e J u g e ndb ewe g ung , S E I T E 6 5 Massenbewegung, denn die Bewegung umfasste insgesamt weniger als ein Prozent des jüdischen Bevölkerungsanteils. Aber gerade das dürfte - wie auch in der nichtjüdischen Jugendbewegung - das Gefühl des Besonderen und Elitären erhöht haben, was die Mitglieder dazu bewegte, ein entsprechend abgehobenes Image zu entwickeln und sowohl nach innen wie nach außen zu pflegen. Ein Mitglied der bündischen „Werkleute“ fasste das damals so zusammen: „Wir wollten die Tatsache, dass wir als Juden geboren waren, mit Inhalt füllen, ohne zu wissen, wohin uns das führen würde; wir begannen, die hebräische Sprache zu lernen und uns mit modernen Bibelauslegungen zu beschäftigen. (…) Wir wagten zu hoffen, dass die Verwirklichung all der Dinge, an die wir glaubten, unserem Leben Sinn und Inhalt verleihen werde.“ Unter solchen Voraussetzungen gelang es der Jüdischen Jugendbewegung bereits vor 1933, für ihre Angehörigen einen Lebensraum jenseits von Elternhaus, Schule und Beruf zu schaffen, in dem sie ihre Pubertät ausleben, den eigenen Handlungsspielraum auseigenen Staates anstrebten. Die bekanntesten Gruppierungen während der Weimarer Jahre waren der bereits 1912/13 ins Leben gerufene zionistisch orientierte „jüdische Wanderbund BlauWeiß“, als dessen Pendant dann seit 1916 mit die „Kameraden - Deutsch-jüdischer Wanderbund“ eine Gruppierung agierte, die sich aus assimilierten, deutsch-jüdischen Bevölkerungskreisen rekrutierte und seine Grundlage im Deutschtum und seine Heimat entsprechend im Reichsgebiet sah.19 Bei allen Unterschieden erwachte in der Jüdischen Jugendbewegung bereits vor 1933 ein allgemein wachsendes Interesse an der Wieder- oder Neuentdeckung der „jüdischen Wurzeln“, woraus sich ein Bekenntnis zur jüdischen „Volksgemeinschaft“, zur jüdischen Geschichte sowie zu einer „jüdischen Zukunft“ entwickelte. Allerdings handelte es sich keineswegs um eine 19 Vgl. mit Literatur- und Quellennachweisen https://jugend1918-1945.de/portal/Jugend/thema.aspx?bereich=projekt&root=26635&id=3444&redir= und https://jugend1918-1945.de/portal/Jugend/thema.aspx?root=8937&id=28379. ng Mädchengruppe des Jung-Jüdischen Wanderbundes, 1925

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