Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a J üd i s ch e J u g e ndb ewe g ung , S E I T E 6 6 1933 : D i e Wende Bei aller regionalen, lokalen und individuellen Unterschiede bestätigen die bisher vorliegenden Befunde und Aussagen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen nahezu ausnahmslos, dass die durch die NS-Machtübernahme bedingten Veränderungen und die daraus resultierenden Erfahrung von Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit zum herausragenden Aspekt der Lebensrealitäten jüdischer Jugendlicher ab 1933 wurden. Vor diesem Hintergrund erlebte die jüdische Jugendbewegung seitdem einen starken Aufschwung, der allein schon daraus ersichtlich wird, dass sich 1936 der enorm hohe Anteil von etwa 45 bis 50 Prozent aller in Frage Jugendlichen in dem Reichsausschuss der jüdischen Jugendverbände22 an22 Am 2.11.1933 hatte die Reichsjugendführung angeordnet, dass der „Reichsausschuss für jüdische Jugendverbände“ fortan als „alleinige verantwortliche Zentralorganisation der jüdischen Jugendverbände“ zu gelten habe, womit er Ansprechpartner und Verantwortlicher für sämtliche Aktivitäten der jüdischen Jugendbünde gegenüber den deutschen Behörden wurde. Fahrten, Zeltlager und andere Aktivitäten der Verbände mussten nun über den „Reichsausschuss“ beantragt werden. Mit dem derart kontrollierten Fortbestand der organisierten jüdischen Jugendbewegung verfolgte das NS-Regime mehrere Ziele: Neben der Zentralisierung und Überwachung der Bünde gehörte hierzu auch die Trennung der jüdischen Jugendlichen von der restlichen Gesellschaft sowie die Förderung von deren zionistischen Bestrebungen und damit ihrer Bereitschaft zur Emigration. testen und erweitern, Selbständigkeit erproben sowie eigene Zukunftsentwürfe entwickeln konnten.20 Dabei hing der Alltag jüdischer Kinder und Jugendlicher natürlich in erheblichem Maße auch von Ihrer jeweiligen Verortung im jüdischen Milieu und der sozialen und gesellschaftlichen Stellung ihrer Eltern ab. Entstammten Sie wohlhabenden deutsch-jüdischen Familien, wie Leopold Schönenberg der ebenfalls weitgehend assimilierten jüdischen Mittelschicht oder den vielfach sozial eher schlecht gestellten „ostjüdischen“ Familien, die Ende des 19. Jahrhunderts aus Osteuropa zugewandert waren und ihren jüdischen Glauben mehrheitlich nach wie vor in traditioneller Weise pflegten?21 20 Vgl. Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 15 und 47ff. Zitat auf S. 48. 21 Vgl. mit Quellen- und Literaturangaben https://jugend1918-1945.de/portal/Jugend/thema.aspx?root=26635&id=3444 Gruppenbild, Picknick des Kölner jüdischen Jugendvereins „Gabriel Riesser“, o.D. Hermann Simons zwischen Vater Julius und 1932

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