M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a J üd i s ch e J u g e ndb ewe g ung , S E I T E 7 2 Schönenberg später immer wieder. Beide hätten in Weimarer Jahren sogar Vorträge vor zionistischem Publikum gehalten. In die Frage, in welchen Bund er eintreten solle, habe sich seine Mutter hingegen nicht „eingemischt“.38 Als neues und junges BDJJ-Mitglied wurde Leopold Schönenberg nicht nur sehr schnell ins Bundesleben eingebunden, sondern - vermutlich aufgrund des oben skizzierten Mangels an entsprechendem Personal - dort auch recht bald mit kleineren Führungsaufgaben betraut. Sein erstes ausgesprochen bündisches Erlebnis wird er vermutlich im Rahmen eines im RjFHeim „Haus Bertha“ in Dorsten durchgeführten vierwöchigen „Winterlagers“ gehabt haben, zu dem am 9. Dezember 1934 insgesamt 58 Jungen und Mädchen der BDJJ-Ortsgruppe Köln vom 38 Audio-Interview mit Reuwen (Leopold) Schönenberg, NS-DOK, Tk933, ab 28:02. Laut seiner handschriftlichen Angabe auf seinem Mitgliedsausweis zahlte er nämlich seit September 1934 Beiträge. Er sei, so schilderte er seine Aufnahme in den BDJJ später, „im Rahmen einer Keilaktion“ durch Freunde hierzu aufgefordert worden. Der Schritt sei wohl auf den Einfluss seines Vater zurückzuführen und folgerichtig gewesen, denn der Bund habe dessen „Richtung“ entsprochen, war Max Schönenberg doch „ein fester RjFler“35 und Angehöriger des „Central-Vereins“.36 Das legt die durch weitere Informationen gestützte Annahme nahe, dass es unter den BDJJ-Mitgliedern einen recht hohen Anteil von Kindern ehemaliger jüdischer Frontsoldaten gegeben hat, die sich dezidiert als „Deutsche jüdischen Glaubens“ verstanden.37 Zugleich ist die Entscheidung für den BDJJ aber auch ein Beleg dafür, dass sich Leopolds Mutter Erna und sein Onkel Julius Kaufmann in dieser Frage im Hintergrund hielten oder nicht durchsetzen konnten. „Meine Mutter und mein Onkel waren von Pike auf Zionisten“, betonte Leopold personelle Basis heranzubilden. Die zu erwartenden Probleme hatte man in deren Reihen jedenfalls früh und klar erkannt: „Nun steht der Bund fertig da, aber noch keine bündische Jugend; mit jungen, energischen und tüchtigen Führern, die das Beste für ihn erhoffen lassen. Für gewöhnlich wird der Weg umgekehrt gegangen: vom Kleinen ins Große, von innen nach außen. Dieser Weg aber ging schnell ins Große. Die nächste Zeit wird die der Besinnlichkeit, des Ausbaues und der Konzentration sein müssen.“ („Bund oder Verein?“; in: Gemeindeblatt der Synagogengemeinde Köln, 1.2.1935) 35 Vgl. dazu einleitend https://quellen.verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=37557. 36 Vgl. das Audio-Interview mit Reuwen (Leopold) Schönenberg, NS-DOK, Tk 933, ab 42:37. Vgl. auch https://quellen.verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=37838. 37 Vgl. auch Döpp, Jugendbewegung, S. 172. Ausschnitt aus einer unbekannten Kölner Zeitung, 1912 (© NS-DOK) Abfahrt der BDJJ-Ortsgruppe Köln zum Lager in „Haus Berta“ in Dorsten, 1934/35. Stehen Gruppenfoto aller Teilnehmerin mittig stehenden großen Teilne
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