Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a J üd i s ch e J u g e ndb ewe g ung , S E I T E 7 6 Finanzen der Ortsgruppe mit der Hilfe des mit der „Leitung der Eingangsbuchhaltung“ betrauten Leopold zuvor in Ordnung zu bringen. Daher forderte er diesen am 19. September 1935 auf, „die laufenden Geschäfte, wie bisher, für die Restdauer unserer Amtszeit weiterzuführen“. Zur Gänze führte das offenbar nicht zum Erfolg, denn kurz nach Niederlegung der Geschäfte sah sich Gotthold gezwungen, der Kölner BDJJ-Führung auch im Namen von Leopold Schönenberg mitzuteilen, dass es ihnen „trotz aller Mühe und Arbeit infolge der Indisziplin der hiesigen BDJJ-Mitglieder bzw. infolge deren mangelnden Gewissenhaftigkeit nicht gelungen“ sei, „entsprechend unserem Wunsche die Kasse mit einem nennenswerten Barbestand abzuschließen“. Zugleich teilte der bisherige Finanzverantwortliche der Kölner Ortsgruppe mit, dass er sich nach dem Ausscheiden des bisherigen BDJJ-Landesverbandsleiter Dr. Hans Jacobi ebenfalls „nicht mehr als dem BDJJ zugehörig betrachte“.42 Es ist anzunehmen, dass Leopold Schönenberg, dem eine Durchschrift dieses Schreibens zuging, sich diesem Schritt angeschlossen und somit den Bund ebenfalls mit Ende September 1935 verlassen haben dürfte.43 42 Die entsprechenden Schreiben finden sich als Digitalisate im Nachlass von Reuwen Schönenberg in NSDOK, N 67. 43 Auch nach den Angaben in seinem BDJJ-Ausweis endete die Mitgliedschaft mit dem Beitrag für September 1935. bar durchaus Sinn im jugendbewegten Engagement im BDJJ und legte die im Mitgliedsausweis von jedem Angehörigen des Bundes ausdrücklich eingeforderte „Bereitschaft“ zur Mitarbeit an den Tag. Hierzu dürfte er sich vermutlich während des Winterlagers bereit erklärt haben, denn in einem Schreiben des Kölner BDJJ-Kassenleiters Alfred Gotthold wurde Leopold am 19. September 1935 für seine zehnmonatige „treue Mitarbeit in der Führung der Ortsgruppenkasse“ und seine „selbstlose Tätigkeit“ gelobt und von der Ortsgruppenleitung zudem mit einer - undatierten - Urkunde für seine Verdienste um den Bund ausgezeichnet. Nun wird man sich den Umfang und die Bedeutung der Tätigkeit für die auf etwa 150 Mitglieder geschätzte Kölner BDJJ-Ortsgruppe41 nicht zu umfangreich vorstellen dürfen. Außerdem gestaltete sich deren Alltag wohl eher unspektakulär und offenbar alles andere als reibungslos, wobei nicht abgestimmte Personalwechsel in einzelnen Funktionsbereichen zur Tagesordnung gehört zu haben scheinen. Das betraf wohl besonders den zumeist ungeliebten Bereich der Bundesfinanzen, der zu Leopold Schönenbergs Aufgabenbereich zählte. Das kam deutlich zum Ausdruck, als Alfred Gotthold seine Kölner Funktion zum 30. September 1935 zur Verfügung stellte und versuchte, die offenbar desolaten 41 So die Schätzung von Döpp, Jugendbewegung, S. 174. (© NS-DOK)

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