M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a J üd i s ch e J u g e ndb ewe g ung , S E I T E 7 8 D i e „Werkleute“ und d i e H i nwendung zum Z i on i smus Die „Werkleute“ hatten sich 1932 aus dem größten Teil der Mitglieder der sich auflösenden „Kameraden“ gebildet.46 Nachdem zur Zeit ihrer Entstehung zunächst weiterhin ihre „Zugehörigkeit zum deutschen Lebensraum“ als eines ihrer wesentlichen Bundesziele gegolten hatte, erfuhr die grundsätzliche Ausrichtung des Bundes bereits drei Monate nach der NS-Machtübernahme unter der Führung von Hermann Gerson eine grundlegende Revision, in deren Zuge der Zionismus als Orientierung und die Errichtung 46 Diesen „klassischen“ Weg schlug Otto Spier, ein enger Freund von Leopold Schönenberg, ein. „Anfang der 30er Jahre (…) war ich zuerst in den jüdischen Jugendbund ‚Kameraden‘ eingetreten. (…) Die ‚Kameraden‘ bestanden aber nur noch kurze Zeit, sie lösten sich auf und gingen in die ‚Werkleute‘ über. Also wurde ich Mitglied der ‚Werkleute‘, eines zionistisch ausgerichteten Bundes.“ Vgl. hierzu die Lebensgeschichte von Otto Spier unter https://quellen. verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=37741. Spier betonte, dass - bis auf eine Ausnahme - die ihm bekannt gewordenen Führer der Werkleute alle nicht aus Köln gekommen seien; sein Gruppenführer etwa sei Dortmunder gewesen. Nun werden ungeordnete Finanzverhältnisse im Kölner BDJJ sicherlich nicht die alleinige Ursache für Austritte gewesen sein.44 Im Herbst 1935, so erklärte Leopold Schönenberg 65 Jahre später, sei es in seiner Familie zu einem „Gedankenumschwung“ gekommen, „dass man raus muss aus Deutschland“. Neben der bereits geschilderten Umorientierung vom gymnasialen schulischen Werdegang hin zu einer praxisorientierten Schlosserausbildung habe dieser durch die zeitgleich erlassenen „Nürnberger Gesetze“ sicherlich stark beeinflusste Meinungsumschwung direkte Auswirkungen auf sein weiteres jugendbewegtes Leben im BDJJ gehabt: „Da bin ich ausgetreten und in die ‚Werkleute‘ rein.“45 44 Obwohl im Juli/August 1935 noch ein Sommerlager des Kölner BDJJ durchgeführt wurde, fällt auf, dass der Bund schon ab Frühjahr 1935 in der Rubrik „Jüdisches Leben“ im Gemeindeblatt der Synagogengemeinde Köln anders als in den Monaten zuvor praktisch keine Erwähnung mehr fand. 45 Audio-Interview mit Reuwen (Leopold) Schönenberg, NS-DOK, Tk933, ab 47:00. Der BDJJ bestand zunächst weiter, wobei über seine Stärke und Aktivitäten in Köln bislang kaum Aussagen möglich sind. 1936 musste der Bund den Namenszusatz „deutsch-jüdisch“ abgelegen. Er nannte sich seitdem „Ring - Bund der jüdischen Jugend“, bis er am 30. Dezember 1936 schließlich als letzte nicht-zionistische Jugendorganisation verboten wurde. (Vgl. hierzu Döpp, Jüdische Jugendbewegung, S. 160 f.) Ein „Werkleute“-Führer und eine Mädchengruppe im „Werkleute“-Camp im Bröltalhaus in Schönenberg, Ostern 1937
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