M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a J üd i s ch e J u g e ndb ewe g ung , S E I T E 8 0 nisationen. Der ‚Hashomer Hazair‘ war der am weitesten links stehende Verein, der schon mehr zum Kommunismus neigte, auch beeinflusst wurde vom Kommunismus; die Werkleute standen dagegen mehr im Zentrum.“52 Bis auf den im Jahr 1934 in Köln bereits rund 300 Mitglieder zählenden „Hechaluz“ wiesen die übrigen dem Zionismus zuneigenden lokalen Bünde eine etwa gleichgroße Anhängerschaft auf. Der „Habonim“ zählte wie die „Werkleute“ rund 100 Angehörige, während der „Haschomer Hazair“ als relativ junge, aber sehr dynamisch auftretende Gruppe bereits 140 Anhänger unter den jüdischen Jugendlichen Kölns gefunden hatte. Die Kölner Ortsgruppe des Makkabi Hazair soll, trotz zahlreicher bis dahin vollzogener Auswanderungen, noch 1937 rund 110 Mitglieder gehabt haben.53 Leider ist unbekannt, wann und auf wessen Anraten sich Leopold Schönenberg für einen Eintritt in den Bund der „Werkleute“ entschied. Obwohl sonst offenbar nahezu sämtliche seiner Ausweispapiere aus der Zeit in Köln und in Palästina erhalten geblieben sind, fehlen in seinem Nachlass leider sämtliche Dokumente seiner „Werkleute“-Mitgliedschaft, so dass offen bleiben muss, ob eine solche formal überhaupt bestanden hat. Auch über seine etwaigen konkreten Tätigkeiten in dem Bund haben sich keinerlei schriftliche oder mündliche Zeugnisse erhalten.54 Dennoch kann als sicher gelten, dass auch der 15-Jährige in einem hochdynamischen Umfeld agierte, das den jugendlichen Mitgliedern der einzelnen Gruppierungen unterschiedliche Optionen eröffnete und daran angepasste Anforde52 Auszug aus der unter https://quellen.verschwundenes-sichtbar.de/info.aspx?id=34542 komplett einsehbaren Lebensgeschichte von Herbert Bluhm. 53 Zahlen nach Döpp, Jugendbewegung, S. 174f. 54 Reuwen Schönenberg selbst wurde in dem im Jahr 2000 mit ihm geführten Interview aufgrund der knappen zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht intensiver hierzu befragt. Immerhin ist seine Mitgliedschaft indirekt durch einen am 3.2.1936 ausgestellten Mitgliedsausweis des Jüdischen Nationalfonds abgesichert. (Zum JNF vgl. das folgende Kapitel.) aktuellen Trend angepasst, während sich der BDJJ trotz aller in dieser Hinsicht angestellten Überlegungen dazu entschied, auch nach dem 30. Januar 1933 zunächst seine Orientierung am „Deutschtum“ weiterhin zu einem zentralen Bestandteil seiner Arbeit zu machen. Insofern wird in der Entwicklung dieser beiden Bünde auch jene von Leopold Schönenberg ablesbar, der so zum personalisierten Beispiel dafür wurde, dass sich der seit Frühjahr 1933 immer deutlicher abzeichnende Prozess einer Umorientierung der jüdischen Jugendbünde von zuvor eher unpolitisch-pfadfinderischen oder deutsch-jüdischen Positionen zu zionistisch-chaluzischen Idealen sozusagen als Trend der Stunde nicht mehr aufzuhalten war. Mit gutem Grund entwickelten sich viele dieser Gruppen zunehmend zu Hilfsorganisationen einer auf Auswanderung gerichteten Jugendarbeit, die ihre Aufgaben und Prioritäten jeweils den realen Gegebenheiten anpassten.51 - Auf diesem Weg folgte ihnen der Arztsohn aus Köln offenbar mit wachsender Überzeugung. Die Auswahl, die ihm dabei offenstand, war recht breit gefächert. Der 1912 geborene Herbert Bluhm, der sich ab 1933 mit der Notwendigkeit seiner - zuvor nie in Erwägung gezogenen - Emigration konfrontiert sah, daher Zionist wurde, in den Kölner „Hechaluz“ eintrat und dort schnell zum Führer avancierte, skizzierte die Ausgangslage so: „Immerhin gab es in Köln um 1933/34 schon sechs, sieben Gruppen des ‚Hechaluz‘ mit jeweils 20, 30 Jugendlichen. Das wären also 150, 200 Mitglieder nur in dieser einen zionistischen Organisation gewesen. Daneben existierten noch die anderen zionistischen Jugendbünde: die ‚Werkleute‘, der ‚Habonim‘ (Die Bauleute), der ‚Hashomer Hazair‘ (Der Junge Wächter). Das waren alles sozialistische, jüdisch-sozialistische Bünde - nicht kommunistische, sondern jüdisch-sozialistische Orga51 So etwa auch Pilarczyk, Gemeinschaft, S. 104f.
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