Mit der Kamera von Köln nach Palästina

M i t d e r K a m e r a v o n K ö l n n a c h P a l ä s t i n a Pa l ä s t i na , S E I T E 9 0 Ähnliches traf wohl auf zahlreiche jüdische Jugendliche zu, vornehmlich auf jene, die vor und teilweise auch noch nach der NS-Machtübernahme zunächst weiterhin der deutsch-patriotischen Richtung innerhalb der jüdischen Bevölkerung zugeneigt waren und sich daher zunächst höchstens am Rande mit der Möglichkeit einer Auswanderung nach Palästina auseinandersetzten. Wie bei Otto Spier und Leopold Schönenberg änderte sich das dann im Zuge der zunehmenden Ausgrenzung aus der Mehrheitsgesellschaft, den Anfeindungen in der Schule, die man deshalb bald verlassen musste, sowie dem völligen Fehlen jeder Zukunftsperspektive. Damit rückten andere Optionen und Organisationen in den Blickpunkt, die das Leben von immer mehr jüdischen Jugendlichen künftig nachhaltig bestimmen sollten. „Hachschara“ und „Alija“ wurden nun zu den bestimmenden Schlagwörtern, denn die „Hachschara“ sollte sie als handwerkliche oder landwirtschaftliche Ausbildung zur „Alija“, Ein gutes Stück weit war es aber auch ein sich aus den politischen Entwicklungen ergebendes immanentes Phänomen. So fasste etwa der 1920 geborene Kölner Otto Spier, ein enger Freund Leopold Schönenbergs, die Gründe, die ihn damals letztlich veranlasst hätten, Deutschland zu verlassen, rückblickend so zusammen: Es seien in erster Linie natürlich die politischen Umstände gewesen, die ihn zur Auswanderung nach Palästina motiviert hätten. Die konkreten Anstöße, sich in diese Richtung zu orientieren, machte er jedoch an anderer Stelle aus: „Die Ausrichtung auf Palästina – auf das Ziel, nach Palästina auszuwandern – kam für mich erst durch die Jugendorganisation und ihre Führer, die uns anleiteten. Ich bin nie ein begeisterter Zionist gewesen, aber ich sah durch das, was ich erlebte, ein, dass den Juden keine andere Möglichkeit blieb, als für sich selber zu sorgen.“ Seinen Weg bis zum Entschluss zur Emigration nach Palästina umriss er entsprechend so: „Es war eine rein praktische Überlegung.“59 59 Zitiert nach der Lebensgeschichte von Otto Spier in Becker-Jákli, Köln, S. 155-173. Vgl. zu seiner Person auch https://quellen.verschwundenes-sichtbar. de/info.aspx?id=37741. Paläst i na Das Ende der jüdischen Jugendbewegung war in erster Linie auf die seitens des NS-Regimes verfügten Einschränkungen und Verbote zurückzuführen. „Bildbeilage“ der „Jüdischen Rundschau“ vom 18. Juli 1933

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